Donnerstag, 29. Dezember 2016

Knut Kiesewetter †

Der 1941 in Stettin geborene Knut Kiesewetter begann bereits früh zu musizieren und nahm bereits als 19-Jähriger seine ersten Singles auf, nachdem er sich zuvor schon als Mitglied von „Die Tramps“ mit Songs in den deutschen Charts platzieren konnte.
 
Er verwendete weiterhin verschiedene Künstlernamen, ehe er sich vor allem in der Jazzszene einen Namen machte. Er schrieb über 800 Lieder, auch für andere Künstler.
 
Ende der 60er Jahre begann er selbst Platten zu produzieren und gilt als Entdecker von Hannes Wader und Volker Lechtenbrink.
 
Er selbst veröffentlichte weiterhin Platten, vor allem mit in hoch-, niederdeutsch und friesisch gesungenen Texten, und engagierte sich auch politisch und für den Umweltschutz.
 
Knut Kiesewetter veröffentlichte rund 50 Alben, wobei er für das Album „Leeder vun mien Fresenhof“ 1976 die goldene Schallplatte erhielt.
 
Vor 10 Jahren beendete er seine Karriere als Musiker und zog sich auf seinen Hof in Garding zurück, wo er nun im Alter von 75 Jahren verstarb.
 
Herbert Zach

Montag, 26. Dezember 2016

Status-Quo-Mitglied Rick Parfitt verstorben

Rick Parfitt wurde 1948 in England geboren und entdeckte schon früh sein musikalisches Talent. Er erlernte Klavier und Gitarre und spielte in einigen Bands. 1965 lernte er Francis Rossi kennen und zwei Jahre später schloss er sich Rossis Band Traffic Jam an und änderte den Namen in Status Quo. 1980 ertrank seine vierjährige Tochter im heimischen Swimmingpool und in weiterer Folge ging auch seine Ehe in die Brüche; Alkohol- und Drogenprobleme prägten die nächsten Jahre. Mit der Reunion der Band Status Quo schien der Gitarrist, Sänger und Komponist seine Probleme zu überwinden, doch immer wieder folgende Krankenhausaufenthalte, Herzprobleme und Drogenrückfälle unterbrachen Tourneen der Band. Im Juni 2016 erlitt er in der Türkei erneut einen Herzinfarkt und musste reanimiert werden. Im Dezember 2016 verletzte er sich bei einem Sturz an der Schulter. Weil es nach einer OP zu Komplikationen kam, wurde er am 22.12.2016 in ein Krankenhaus nach Marbella eingeliefert, wo er zwei Tage später an den Folgen einer Infektion verstarb.
 
Rick Parfitt trug mit seinem Gitarrenstil maßgeblich am Status-Quo-Sound bei, sang bei einigen Songs die Leadstimme und war auch bei den meisten Quo-Songs als (Mit)Komponist beteiligt.


 
Herbert Zach

Nachruf auf George Michael

George Michael, 1963 als Georgios Kyriakos Panagiotou in England geboren und gründete 1981 mit seinem früheren Schulkollegen Andrew Ridgeley das Duo Wham! Sie schafften 4 Top-1-Hits, unter anderem mit dem Song „Wake me up before you go go“ und vor allem dem Welthit „Last Christmas”. 1986 trennte sich das Duo und George Michael veröffentliche ein Jahr später sein Soloalbum „Faith“, das gleich mit 4 Single-Auskopplungen die Nr. 1 der US-Billboard-Charts erreichen konnte und auch später einen Grammy-Award erhielt.
 
Die Folgewerke konnten allerdings nicht an sein Erstlingswerk anschließen und nach dem Tod seiner Mutter und seines Lebensgefährten fiel George Michael in Depressionen und begann, Drogen zu nehmen. Er gab sich weiterhin als Superstar, die großen Erfolge blieben allerdings aus. 1998 wurde durch eine Polizeiaktion in einem öffentlichen WC seine Homosexualität öffentlich bekannt.
 
Im Jahr 2011 musste er ein Konzert in der Wiener Stadthalle absagen und wurde ins Wiener AKH gebracht, dort lag er mit einer Lungenentzündung 3 Wochen in Koma und konnte erst zu Weihnachten nach London heimkehren. Ein Jahr später kam er zu einem triumphalen Konzert nach Wien zurück und bedankte sich bei den Ärzten und Pflegern des AKH.
 
Zuletzt soll er an einem neuen Album gearbeitet haben, starb aber überraschend am 25.12.2016 mit 53 Jahren zu Hause an Herzversagen.
 
Herbert Zach 

George Michael ist tot

Vor einigen Tagen setzten sich die Zeitungen noch mit der Frage auseinander, wie viel Geld der Hit "Last Christmas" des Duos Wham! jedes Jahr in die Kassen des Komponisten George Michael spielt. Von 10 Millionen Dollar ist die Rede.
 
Heute Nacht wurde bekannt, dass George Michael gestern im Alter von 53 Jahren zu Hause verstorben ist. George Michael, der gerade einen Drogenentzug hinter sich hatte, wollte nächstes Jahr wieder zurück auf die Bühne.
 
Neben "Last Christmas" (1986) war Wham! für den Song "Wake Me Up Before You Go-Go" (1984) bekannt. Nach der Trennung von Wham! hatte George Michael 1987 eine Solokarriere gestartet, die mit dem Hit-Album "Faith" begann.
 
George Michael reiht sich in eine lange Liste im Jahr 2016 verstorbener bekannter Musiker ein, darunter Black, Sqeezer-Sänger Jim Reeves, Roger Cicero, Prince, Leonard Cohen und Greg Lake (wir berichteten jeweils).
 
Thomas Wagner 

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Greg Lake †

Der 1947 in England geborene Musiker Gregory Stuart „Greg“ Lake gilt als einflussreichster Gitarrist im Progressive Rock – sein bekanntester Song war wohl „Lucky Man“, mit dem ELP auch großen Erfolg hatte.
 
Den ersten Höhepunkt seiner Karriere hatte er mit der Band King Crimson, mit der er zwei Platten aufnahm, ehe er mit Keith Emerson und Carl Palmer das Trio Emerson, Lake & Palmer (ELP) gründete. Mit dieser Band waren sie in den 70er Jahren maßgeblich an der Entwicklung des Progressive Rock beteiligt und brachten erfolgreiche LPs auf den Markt, die fast alle mit Gold veredelt wurden.
 
Nachdem sich die Band Anfang 1980 aufgelöst hatte, brachte er gemeinsam mit Gary Moore zwei Solo-Platten heraus und 1984 versuchte man ein Comeback von ELP. Da Drummer Carl Palmer jedoch an seine Band „Asia“ gebunden war, sprang der weltbekannte Drummer Cozy Powell ein und als Emerson, Lake & Powell veröffentlichte man 1986 ein Album, löste sich aber nach Streitigkeiten im gleichen Jahr wieder auf.
 
Immer wieder versuchte man, ELP zu vereinen, doch die Kluft zwischen den Mitgliedern war zu groß, trotzdem wurde 1992 nochmals ein gemeinsames Album in Originalbesetzung veröffentlicht.
 
Mit verschiedenen Musikern war er noch bis 2010 aktiv, danach zog er sich zunehmend zurück und verstarb am 07.12.2016 nach langjährigem Kampf an Krebs.
 
Sein früherer Bandkollege Keith Emerson hatte sich nach einer chronischen Nervenerkrankung bereits am 10. März des heurigen Jahres erschossen.
 
Herbert Zach

Dienstag, 6. Dezember 2016

In Erinnerung: Holger Andersen aus Lüneburg

Tagtäglich erreichen uns Dutzende Mails – teils von Personen, die uns einmal oder nur selten schreiben, fallweise von Personen, die viel Zeit aufbringen, um auch ihre Liebe und ihr Interesse zur Musik mit uns zu teilen und uns ihre herausgefundenen Cover-Versionen, Ergänzungen oder Korrekturen zukommen zu lassen.
 
Doch selten kommt ein etwas näherer Kontakt mit den Zusendern zustande, hin und wieder Rückfragen, hin und wieder ein paar persönliche Worte und nur selten wird es ein freundschaftlicher Kontakt.
 
Einer dieser regelmäßigen Zusender war Holger Andersen aus Lüneburg – er hat uns seit Jahren regelmäßig Neuerscheinungen zugesendet. Vor einiger Zeit dann eine überraschende Pause, die später durch ihn mit einem persönlichen Schicksalsschlag begründet wurde, und danach hat er sich richtiggehend in die Musikwelt gestürzt – hat unsere Datenbank mit Ergänzungen von Urhebern gefüllt, hat die Datenbank nach fehlenden Jahreszahlen durchforstet und ergänzt und hat uns in den letzten Monaten mit Massen an Mails an den Rande des Zusammenbruches bzw. der Machbarkeit gebracht – bis zum 27.10.2016, als seine letzte Mail eintraf.
 
Und diese erneute plötzliche unangekündigte Pause war ein schlechtes Zeichen – natürlich hoffte man vorerst auf einen Urlaub, eine Kur, eine Schaffenspause ...
 
Eine E-Mail an ihn blieb unbeantwortet und mit Fortdauer der Pause wurde das schlechte Gefühl stärker, dass eine Krankheit oder etwas Schlimmeres passiert sein könnte ... Erst vor zwei Tagen bei einer Redaktionssitzung per Skype wurden Überlegungen und Vermutungen angestellt und es wurde bemerkt, dass man eigentlich keine Möglichkeit hat, Näheres über ihn in Erfahrung zu bringen.
 
Und gestern erhielten wir leider eine anonyme Mail (scheinbar von seinem Rechner aus), in der uns mitgeteilt wurde, dass Holger Andersen am 31.10.2016 – also 4 Tage nach seiner letzten Mail an uns – verstorben sei.
 
Holger – auch wenn ich dich nicht näher kannte und es bei den persönlichen Mails nur ein paar Dankesworte von meiner Seite für deine Arbeit gab – mit deinen umfangreichen Zusendungen hast du unsere Datenbank enorm ergänzt, korrigiert und erweitert – du warst ein inoffizielles Mitglied unseres Teams.
 
Und ich möchte mit den Worten schließen, die uns der anonyme Zusender mit seiner Nachricht mitgeschickt hat:
 
Das Sichtbare ist vergangen,
es bleibt nur die Liebe und die Erinnerung.
Holger Andersen
* 17. Januar 1949
† 31. Oktober 2016

 
Holger – die Erinnerung an dich wird in unserem Team und unserem Projekt ewig bestehen bleiben!
 
Für die gesamte Redaktion von coverinfo.de – ein letztes Mal – DANKE FÜR ALLES!
 
Herbert Zach

Samstag, 26. November 2016

tape.tv stellt seinen Betrieb ein

Das erste personalisierte Musikfernsehen musste Insolvenz anmelden. 2008 ging tape.tv an den Start als die Internet-Alternative zu Musikfernsehsendern wie VIVA und MTV. Auf tape.tv konnte sich der Zuschauer ebenso von redaktionell zusammengestellten Musikvideoclips berieseln lassen wie auch gezielt seine gewünschten Videoclips anschauen – kostenlos und werbefinanziert. Über 100.000 Musikvideos waren verfügbar. Außerdem gab es exklusiven Content mit Eigenproduktionen wie „Auf den Dächern“ und „on tape“. Künstler spielten manche ihrer Songs live für tape.tv ein; die Auftritte konnte man sich dann dort ansehen.
 
tape.tv wollte sich nun neu ausrichten und das Hauptaugenmerk auf die Präsentation von Konzerten legen. Doch der Investor, mit dem tape.tv in den letzten Wochen produktiv zusammenarbeitete, sprang ab. tape.tv ist nun zahlungsunfähig und meldete Insolvenz an. Die Plattform wurde abgeschaltet.
 
tape.tv schrieb seine Nutzer per E-Mail an und bot ihnen an, innerhalb der nächsten Tage ihre bei tape.tv gespeicherten Playlists herunterzuladen.
 
Das Internet ist um eine wichtige Musikplattform ärmer. Der Videoplattform YouTube wird das gewiss den Rücken stärken.
 
Thomas Wagner

Freitag, 11. November 2016

Zum Tode von Leonard Cohen

Wer kennt denn nicht eine der zahlreichen Versionen des Songs „Halleluja“ – aber die wenigsten kennen das Original des kanadischen Liedermachers Leonard Cohen.
 
Dieser wurde 1934 als Sohn einer wohlhabenden Familie in Montreal geboren.
 
Während seiner Studienzeit strebte er eine Karriere als Schriftsteller an und veröffentlichte auch 1956 und 1961 je einen Gedichtband und in weiterer Folge zwischen 1963 und 1966 mehrere Romane und Gedichtbände, die er in Griechenland, wo er zwischenzeitlich lebte, verfasste.
 
Nach seiner Rückkehr 1967 zog er in die USA, wo zwischenzeitlich die Folksängerin Judy Colins verschiedene Texte von ihm, darunter auch „Suzanne“ , interpretiert hatte. Im gleichen Jahr gab er auf dem Newport Folk Festival sein Debut als Sänger und wurde vom Produzenten John Hammond entdeckt, der auch seine Debutplatte „Songs of Leonard Cohen“ veröffentlichte.
 
Vorerst sah Cohen die Musik nur als Möglichkeit, damit Geld zu verdienen und als Dichter weiterhin tätig sein zu können, doch mit dem Erfolg der Nachfolgealben widmete er sich der Musik. Zahlreiche weitere Alben erschienen, wobei 1984 nach längerer Pause das Album „Various Positions“ erschien, bei dem er sich religiösen Themen zuwendete – auf dem Album befindet sich auch das viel gecoverte o.a. Lied „Halleluja“.
 
Während seine früheren Alben melancholisch klingen, reichte seine spätere Bandbreite neben religiösen Themen bis zu Countrysongs.
 
1994 wurde das Stück „Waiting For The Miracle“ die Titelmelodie zu Oliver Stones Film „Natural Born Killers“.
 
In den folgenden Jahren zog sich Cohen in ein buddhistisches Kloster in den USA zurück, wo er 1996 zum Mönch ordinierte. Völlig überraschend wendete er sich 2001 wieder der Musik zu und veröffentlichte das Album „Ten New Songs“, das auf Gedichten von ihm basiert; die Musik stammt von seiner Backgroundsängerin Sharon Robinson. Weitere Alben, sowie ein Film über sein Leben sowie zahlreiche Tribute-Alben folgten.
 
2008 wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
 
Im Oktober 2016 erschien mit „You Want It Darker“ sein 14. Studioalbum, das in Österreich und Kanada die Nr. 1 der Album-Charts erreichte. Er hatte ledglich 3 Eintritte in die Singlecharts (darunter Nr. 9 in Deutschland mit „Lover Lover Lover“ sowie Nr. 36 in UK mit „Halleluja“ im Jahr 2008), doch seine Alben verkauften sich durchweg gut und waren auch erfolgreich in den Charts vertreten.
 
Ohne nähere Angaben wurde per Twitter nun bekannt, dass Leonard Cohen am 10.11.2016 im Alter von 82 Jahren gestorben ist.
 
Und auch auf seiner Webseite findet sich nur folgender Eintrag vom 10.11.2016:
 
It is with profound sorrow we report that legendary poet, songwriter and artist, Leonard Cohen has passed away.
We have lost one of music’s most revered and prolific visionaries.
A memorial will take place in Los Angeles at a later date. The family requests privacy during their time of grief.

 
Herbert Zach

Dienstag, 1. November 2016

Endlich keine Sperrtafeln mehr – Einigung zwischen YouTube und GEMA

"Dieses Video ist in Deutschland nicht verfügbar" wird man auf YouTube jetzt hoffentlich nicht mehr lesen. Nach jahrelangem Streit haben sich die Videoplattform YouTube und die Verwertungsgesellschaft GEMA außergerichtlich geeinigt. YouTube liefert seit heute Statistiken an die GEMA und bezahlt für jedes urheberrechtlich geschützte Musikstück eines GEMA-Mitglieds einen kleinen Betrag an die GEMA, den diese an die Künster weiterreicht. Über die Höhe dieses Betrags wurde Stillschweigen vereinbart.

YouTube ist mit dem Kompromiss allerdings unzufrieden: Nach Ansicht des Unternehmens stelle es nur die Videoplattform zur Verfügung, die Verantwortung für die Urheberrechte liege bei den Uploadern. Mittelfristig will YouTube offenbar die Uploader zwingen, die nötigen Rechte einzuholen, bevor sie ein Video veröffentlichen.
 
Thomas Wagner

Mittwoch, 1. Juni 2016

Der Fall Kraftwerk gegen Sabrina Setlur wird wieder aufgerollt – BGH verletzte die Kunstfreiheit von 3p

Das Bundesverfassungsgericht hat die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH), mit der dieser ein Urteil des OLG Hamburg abgesegnet hatte, wegen einer Grundrechtsverletzung aufgehoben. In dem BGH-Urteil vom 13.12.2012 war höchstrichterlich geklärt worden, dass der Einbau auch eines nur kurzen Samples in einen neuen Song die Rechte des Tonträgerherstellers der Originalaufnahme verletzt, wenn es dem durchschnittlichen Musikproduzenten möglich gewesen wäre, die Tonsequenz selbst nachzustellen und neu aufzunehmen (Kriterium der Nachspielbarkeit). coverinfo.de berichtete ausführlich, siehe Newsartikel vom 14.12.2012 und dort verlinkte Artikel.
 
Das Bundesverfassungsgericht befasste sich wegen einer Verfassungsbeschwerde von Sabrina Setlur und ihrer Produzenten vom Plattenlabel 3p mit der Frage, "inwieweit sich Musikschaffende bei der Übernahme von Ausschnitten aus fremden Tonträgern im Wege des sogenannten Sampling gegenüber leistungsschutzrechtlichen Ansprüchen der Tonträgerhersteller auf die Kunstfreiheit berufen können" (alle Zitate in diesem Artikel aus dem BVerfG-Urteil vom 31.05.2016 – 1 BvR 1585/13). Dabei führte das Gericht übrigens im Zusammenhang mit der Erläuterung des Begriffs "Sampling" aus: "Spezielle musikalische Gattungen, die typischerweise auf die Verwendung von Samples angelegt sind, stellen insbesondere die Toncollage, das Sample Medley, der Remix, die Coverversion und der Mashup dar."
 
Es geht in dem Rechtsstreit um den 1997 erschienenen Sabrina-Setlur-Song „Nur mir“, und zwar "in den beiden Versionen „Original Album Mix“ und „Original Radio Edit“. Der Titel ist der Stilrichtung des Hip-Hop zuzuordnen. Zur Herstellung beider Versionen des Titels hatten die Beschwerdeführer [...] der Tonspur des Titels „Metall auf Metall“ eine Rhythmussequenz von zwei Sekunden entnommen und diese dem Titel „Nur mir“ unterlegt, wobei die Sequenz in der Geschwindigkeit um 5 % verlangsamt fortlaufend wiederholt wird („Loop“).
 
Die Beschwerdeführer – also die Seite von Sabrina Setlur – begründeten ihre Verfassungsbeschwerde wie folgt: "Beim Sampling würden nicht Kompositionen oder Texte übernommen, sondern entnommene Teile wie ein neues Instrument genutzt. Durch das Zusammenspiel des Sample mit zahlreichen anderen Tonpartikeln entstehe eine Tonaufnahme, die mit der alten Quell-Tonaufnahme nichts mehr zu tun habe. Die Entnahme musikalischen Materials aus anderen Tonaufnahmen im Wege des Sampling und die Gestaltung einer individualisierten Medienmontage seien Teil der Musikkultur des Hip-Hop, für die entscheidend sei, dass direkt auf phonographische Ursprungsdokumente zurückgegriffen werde und die übernommenen Passagen nicht nur nachgebaut seien.
Die Qualifizierung der Übernahme kleinster Tonfetzen als Eingriff in das Tonträgerherstellerrecht greife in die Kunstfreiheit der Beschwerdeführer ein. Ihnen werde verboten, Tonpartikel aus anderen Tonaufnahmen zu entnehmen und bei der Herstellung neuer Tonaufnahmen zu verwenden. Dadurch werde es ihnen unmöglich, sich mit Tonaufnahmen der Vergangenheit musikalisch auseinanderzusetzen, welche die heutige Popmusik, insbesondere die elektronische Musik, maßgeblich geprägt hätten."

 
Das Bundesverfassungsgericht hielt die Verfassungsbeschwerde für begründet, soweit sie zulässig war. Die Beschwerde der Produzenten war dies, die von Sabrina Setlur als Sängerin hingegen war unzulässig, weil sie den Rechtsweg nicht erschöpft hat. Sie hätte sich in den Vorinstanzen am Prozess beteiligen müssen, um eine Grundrechtsverletzung abzuwehren.
 
Eine solche liegt aber nach dem Urteil des Gerichts vor: Sabrina Setlurs Produzenten aus dem Hause 3p sind durch die Verurteilungen durch die Vorinstanzen in ihrer Kunstfreiheit verletzt. Zunächst stellte das Gericht fest, dass die Einräumung von Rechten für den Tonträgerhersteller, die der Gesetzgeber in § 85 Abs. 1 Satz 1 des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) vorgenommen hat, verfassungsgemäß ist. Die Vorschrift schränkt zwar die Kunstfreiheit ein, dient aber dem Schutz der Eigentumsrechte des Tonträgerherstellers, die ebenfalls verfassungsrechtlich garantiert sind.
 
Die Art und Weise, wie die Gerichte die einschlägigen Vorschriften des Urheberrechtsgesetzes zulasten von 3p ausgelegt haben, verletzt allerdings nach Auffassung des Verfassungsgerichts die Kunstfreiheit von 3p. "Die Zivilgerichte haben bei der Auslegung und Anwendung des Urheberrechts die im Gesetz zum Ausdruck kommende Interessenabwägung zwischen dem Eigentumsschutz der Tonträgerhersteller und den damit konkurrierenden Grundrechtspositionen nachzuvollziehen und dabei unverhältnismäßige Grundrechtsbeschränkungen zu vermeiden [...]." Die Gerichte haben "bei der Auslegung und Anwendung der urheberrechtlichen Ausnahmeregelungen die Übernahme fremder Werkausschnitte in eigene Werke als Mittel künstlerischen Ausdrucks und künstlerischer Gestaltung anzuerkennen und damit diesen Vorschriften für Kunstwerke zu einem Anwendungsbereich zu verhelfen, der weiter ist als bei einer anderen, nichtkünstlerischen Nutzung [...]."
 
Das Gericht wog die Interessen des sampelnden Künstlers mit denen des Tonträgerherstellers ab. "Der Einsatz von Samples ist eines der stilprägenden Elemente des Hip-Hop." Das rechtliche Risiko, Hip-Hop mit Samples zu produzieren, wäre immens, weil der Sampelnde im Streitfall beweisen können müsste, dass das Sample nicht leicht nachspielbar gewesen wäre. Im vorliegenden Fall mussten dafür mehrere Gutachten eingeholt werden. Dies schreckt nach Ansicht des Gerichts die Künstler vom Sampling ab, was nicht gerechfertigt ist, weil der Eingriff in das Recht des Tonträgerherstellers im vorliegenden Fall nur geringfügig ist. "Eine Gefahr von Absatzrückgängen für die Kläger des Ausgangsverfahrens im Hinblick auf ihr Album „Trans Europa Express“ oder auch nur den Titel „Metall auf Metall“ durch die Übernahme der Sequenz in die beiden streitgegenständlichen Versionen des Titels „Nur mir“ ist nicht ersichtlich. Eine solche Gefahr könnte im Einzelfall allenfalls dann entstehen, wenn das neu geschaffene Werk eine so große Nähe zu dem Tonträger mit der Originalsequenz aufwiese, dass realistischerweise davon auszugehen wäre, dass das neue Werk mit dem ursprünglichen Tonträger in Konkurrenz treten werde".
 
Im Ergebnis stellte das Gericht fest, dass den Interessen des Tonträgerherstellers der Kraftwerk-Platte hier nur eine untergeordnete Bedeutung zukommt und der Bundesgerichtshof in Verkennung dessen die Produzenten 3p in ihrer Kunstfreiheit verletzt hat. Es kann sich nämlich auch die "Musikproduktionsgesellschaft auf das Grundrecht der Kunstfreiheit berufen. Soweit es zur Herstellung der Beziehungen zwischen Künstler und Publikum der publizistischen Medien bedarf, sind auch die Personen durch die Kunstfreiheitsgarantie geschützt, die eine solche vermittelnde Tätigkeit ausüben [...]". Die Sache wurde nun an den Bundesgerichtshof zurückverwiesen.
 
Abschließend sei aber darauf aufmerksam gemacht, dass die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts kein Freibrief für Sampling ohne vorheriges Um-Erlaubnis-Fragen ist! Das Gericht hält durchaus Sample-Nutzungen für denkbar, "die nicht von der Kunstfreiheit erfasst sind oder die aufgrund ihres Umfangs oder ihres zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhangs mit dem Originaltonträger nicht hinnehmbare wirtschaftliche Risiken für dessen Hersteller mit sich bringen".
 
Zum Vergleich:

hier eine Hörprobe des Originals von Kraftwerk

sowie

hier das Video von Sabrina Setlur bei YouTube.
 
Thomas Wagner 

Donnerstag, 21. April 2016

Prince gestorben

Mitten in der heutigen Redaktionskonferenz von coverinfo.de platzte die Nachricht über den Tod von Prince herein.
 
Schon als Jugendlicher machte Prince Musik in verschiedenen Bands und coverte bekannte Songs. Sein Debütalbum "For You" erschien 1978.
 
Zum Top-Ten-Hit in den Billboard-Album-Charts wurde "1999", das fünfte Studioalbum von Prince, das 1982 herauskam. Drei Jahre später erschien Phil Collins' Song "Sussudio", der dem Titeltrack "1999" ähnelt. Phil Collins bestätigte, dass er in dieser Zeit den Song "1999" oft gehört hat.
 
Der internationale Durchbruch gelang ihm 1984 mit dem Song "Purple Rain" vom gleichnamigen Album.
 
Im selben Jahr veröffentlichte er seine Komposition "When Doves Cry", die der R&B-Sänger Ginuwine 1997 in die Charts mehrerer Länder beförderte, darunter auf Platz 15 in Deutschland.
 
Das 1985 erschienene Lied "Manic Monday" von den Bangles stammt ebenfalls aus der Feder von Prince. Er komponierte es unter dem Pseudonym Christopher. Seiner langjährigen Partnerin Sheila E. verhalf er als Co-Writer mit "A Love Bizarre" zum Hit, der in Deutschland 1986 auf Platz 4 verhalf.
 
Prince schrieb auch den Song "Nothing Compares 2 U" für The Family, welche ihn 1985 auf seinem Label Paisley Park Records veröffentlichten. Zum Hit wurde der Song in der Version von Sinéad O'Connor fünf Jahre später. 1992 erschien von Prince noch eine Liveversion des Songs.
 
Das zehnte Studioalbum "Lovesexy" von 1988 kam in seiner ursprünglichen Edition ohne separate Tracks heraus. Auch sonst war Prince ein besonderer Musiker. Der exzentrische Künstler, welcher bürgerlich Prince Rogers Nelson hieß, nutzte zeitweise auch die Namen Jamie Starr, Christopher, Alexander Nevermind, The Purple One und Joey Coco.
 
Im Zeitraum von 1993 bis 2000 legte er seinen Künstlernamen Prince aus Protest gegen die Plattenfirma Warner Bros. Records sogar ganz ab und legte sich stattdessen ein Symbol als Pseudonym zu. Weil dieses weder aussprechbar war noch in Musikdatenbanken eingetragen werden konnte, wurde Prince nun gemeinhin als The Artist Formerly Known as Prince oder kurz TAFKAP bezeichnet.
 
In jüngerer Zeit suchte Prince neue Vertriebswege für seine Musik und verteilte sie zeitweise nur über das Internet oder als Zeitungsbeilage. Auf derartigen Platten erscheinen auch sehr interessante Cover-Versionen von anderen renommierten Künstlern wie z. B. im Jahr 2008 eine Version von "Whole Lotta Love" der Band Led Zeppelin. Dass er dabei zur Gitarre griff, ist kein Zufall, war er doch vor seiner Solokarriere als Gitarrist in verschiedenen Bands tätig.
 
Schon 2004 hatte Prince es in die Rock and Roll Hall of Fame geschafft. 2015 belegte er Platz 18 der Liste der "100 besten Songwriter aller Zeiten" des US-Musikmagazins Rolling Stone.
 
Der US-Musiker Prince verstarb heute im Alter von 57 Jahren. Zuletzt soll er mit einer Grippe gekämpft und zwei Konzerte abgesagt haben.
 
Thomas Wagner, Ralf Schwarz, Martin Busley 

Dienstag, 29. März 2016

Roger Cicero †

Völlig überraschend wurde am heutigen Tage die Öffentlichkeit informiert, dass Roger Cicero in der Vorwoche im 45. Lebensjahr an den Folgen eines Gehirnschlages verstorben ist.
 
Roger Cicero wurde als Sohn des berühmten Jazzpianisten Eugen Cicero 1970 in Berlin geboren und hatte schon früh mit 16 Jahren seinen ersten Fernsehauftritt und wurde in weiterer Folge in Klavier, Gitarre und Gesang ausgebildet.
 
Während seines Studiums für Jazzgesang absolvierte er zahlreiche Solo- und Gastauftritte. Mit seinem Stil – amerikanische Swingmusik der 40er Jahre mit deutschen Texten zu koppeln – hatte er bald Erfolg und erreichte 2006 einen ersten kleinen Charterfolg in den deutschen Charts.
 
2007 kam der große Durchbruch, nachdem er die Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest gewonnen hatte und in Helsinki Rang 19 belegen konnte.
 
Seine Solo-Alben belegten in Deutschland jeweils Top-4-Plätze und neben den ECHO-Pop-Preisen 2007 und 2015 erhielt er auch die Goldene Stimmgabel 2007 als bester Jazzsolist sowie 2014 den Deutschen Fernsehpreis für die beste Unterhaltungsshow.
 
Neben seinen Platten- und Showauftritten zeigte der Familienvater großes soziales Engagement bei der Kinderhilfsorganisation „Save the Children“ und PETA.
 
Herbert Zach

Donnerstag, 11. Februar 2016

Filmtitel in der coverinfo.de-Datenbank

In Abkehr von den am 16.04.2012 veröffentlichten Grundsätzen zu Filmmusiken hat die coverinfo.de-Redaktion einen neuen Umgang mit Filmtiteln beschlossen:

Soundtrack-Alben werden grundsätzlich nicht mehr in der Datenbank erwähnt. Wenn ein Filmtitel im Zusammenhang mit einem Song erwähnenswert ist, wird er nur noch unter der Formulierung "Aus dem Film" eingetragen. Dies betrifft Fälle, in denen eine Original-Version entweder nur in einem Film oder zeitnah mit dem Erscheinen des Tonträgers in einem Film veröffentlicht wurde.

Cover-Versionen, die nur in Filmen erschienen sind, sind nicht Gegenstand unserer Datenbank. Es bedarf grundsätzlich auch einer Plattenveröffentlichung. Bei Cover-Versionen erwähnen wir Filmtitel künftig nur noch in Ausnahmefällen: bei Musikfilmen, Musicalverfilmungen und wenn ein Song überwiegend aus einem bestimmten Film bekannt ist.

Nur in diesen Fällen besteht ein erwähnenswerter Zusammenhang zwischen der Musik und dem Film. Da es im Web genügend Quellen gibt, die sich mit Filmmusik befassen, wollen wir uns auf das "Kerngeschäft" unserer Datenbank konzentrieren. Das Erfassen sämtlicher Filme, in denen ein Song vorkam, zählt nicht dazu.

Die Anwendung dieser neuen Grundsätze auf die bestehenden Datensätze wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Thomas Wagner  

Dienstag, 2. Februar 2016

Sqeezer-Sänger Jim Reeves getötet?

Wenn das mal nicht unheimlich ist: Am Wochenende habe ich mich wieder an Sqeezer-Hits der 90er Jahre erinnert, als ich Musik für eine Trash-Party zusammensuchte. Heute ging dann die Meldung ein, dass der 47-jährige Sqeezer-Sänger Jim Reeves am Montagmorgen in Berlin tot aufgefunden worden sein soll. Die Kriminalpolizei ermittelt. Reeves soll Medienberichten zufolge nach einem Barbesuch mit einem Taxi zu einem Hostel am Stuttgarter Platz gefahren sein und in dem Gebäude dann tot aufgefunden worden sein, wobei er einen stumpfen Schlag abbekommen haben soll.
 
Sqeezer (zwischenzeitlich auch unter der Schreibweise Squeezer) war eine Eurodance-Band, die ihre größten Erfolge in der zweiten Hälfte der 90er Jahre hatte mit Songs wie "Blue Jeans", "Without You" oder auch dem Song "Tamagotchi", der der offizielle Werbesong zu den kleinen elektronischen Haustieren für die Hosentasche wurde. Mit "Get It Right" brachte Sqeezer einen Song zusammen mit Bed & Breakfast und dem damaligen VIVA-Moderator Mola Adebisi, dessen Cousin Reeves war, heraus. 2013 gab es ein Comeback von Sqeezer, für das sich Frontmann Reeves zwei neue Bandmitglieder gesucht hatte.
 
Der verbliebene Rest von Sqeezer drückt auf seiner Facebook-Seite seine Fassungslosigkeit aus und erinnert an ihren 1998er Hit "Without You". "Es gibt keinen besseren Song der ausdrückt, wie es für uns nun weiter gehen wird ... because the sun doesn't shine without you!", heißt es dort.
 

 

 
Thomas Wagner

Mittwoch, 27. Januar 2016

Black ist tot

1987 wurde der britische Sänger Colin Vearncombe unter dem Künstlernamen „Black“ mit seinem Song „Wonderful Life“ weltberühmt.
 
Am 25.01.2016 verstarb der 53-jährige Sänger, der vor 16 Tagen bei einem Autounfall in Irland schwer verletzt worden war und seitdem im künstlichen Koma gelegen hatte, im Krankenhaus.
 
Herbert Zach

Mittwoch, 20. Januar 2016

Glenn Frey †

Glenn Frey wurde am 06.11.1948 in Detroit geboren und gründete 1971 mit Don Henley die Band „The Eagles“. Zusammen waren sie auch ein höchst produktives und erfolgreiches Songschreiberduo, das nicht nur Welthits wie „Hotel California“ oder „Tequila Sunrise“ schrieb und spielte, sondern auch mit 6 Grammys und mit der Aufnahme in die Hall of Fame ausgezeichnet wurde. Allerdings spielte Frey gerade beim Hit „Hotel California“ sowohl beim Songwriting als auch im Stück selbst eine untergeordnete Rolle, ansonsten wechselte er sich mit Henley beim Gesang ab und ergänzte sich auch entsprechend gut.
 
So gut wie dies auf der Bühne klappte, so sehr gab es abseits der Bühne Streit und Meinungsverschiedenheiten, woraufhin sich The Eagles 1980 trennten und Glenn Frey meinte, eher würde die Hölle zufrieren, als dass sich die Eagles wieder vereinen würden.
 
Frey hatte aber auch danach, mit Wechsel der Stilrichtung, als Solokünstler durchaus Erfolg, so u. a. mit dem Song „The Heat Is On“ und „You Belong To The City“ – Songs, die vor allem durch die Soundtracks der Filme „Beverly Hills Cops“ und „Miami Vice“ populär wurden und in die europäischen Charts kamen. Auch wirkte Frey in Film- und Fernsehproduktionen mit.
 
1994 kam es dann doch zu einem Combeback der Eagles mit dem passenden und Tournee-Namen „The Hell Freezes Over“-Tour und 2007 kam das Album „Long Road Out of Eden“.
 
Im November 2015 musste sich Glenn Frey einer Bauch-OP unterziehen, von deren Folgen er sich nie wirklich erholte. Es gab weitere Komplikationen, an denen er am 18.01.2016 im Alter von 67 Jahren verstarb.
 
Herbert Zach

Montag, 11. Januar 2016

David Bowie überraschend verstorben

Als heute morgen Musik von David Bowie in der Morning-Show im Radio lief, war dies nicht der Hinweis auf das am Freitag erschienene neue Album von David Bowie. Abmoderiert wurde der Song "Heroes" mit der Nachricht, dass David Bowie gestern einer Krebserkrankung erlegen ist.
 
Am 8. Januar 1947 erblickte David Bowie im Londoner Stadtteil Brixton das Licht der Welt. Sein Interesse für Rockmusik begann mit der Platte "Tutti Frutti" von Little Richard, die er im Alter von neun Jahren von seinem Vater geschenkt bekommen hatte. Mit 15 trat er als Dave Jay in der Gruppe The Kon-Rads öffentlich auf. Er war Sänger und Saxophonspieler. Am Song "I Never Dreamed", die die Band 1963 bei Decca veröffentlichte, schrieb er mit. Bowie alias Dave Jay verließ die Gruppe, als der Erfolg ausblieb. Seine erste Solo-Single "Liza Jane" von 1964 brachte es auch zu keinem Erfolg. Das änderte sich auch in den Folgejahren, in denen er in weiteren Bands mitspielte, nicht.
 
Den Künstlernamen "David Bowie" verwendete der bürgerlich David Robert Jones heißende Künstler ab 1967 für sein gleichnamiges Debütalbum. Dessen Erfolg blieb ebenfalls aus, aber mit dem zweiten Album von 1969, das in Großbritannien abermals unter dem Titel "David Bowie", in den USA dagegen als "Man of Words/Man of Music" erschien und später unter dem Titel "Space Oddity" wiederveröffentlicht wurde, stellten sich erste kommerzielle Erfolge ein. Der Song "Space Oddity" wurde für die Wiederveröffentlichung des Albums neu aufgenommen und auch als Single ausgekoppelt, die es auf Platz 6 der britischen Charts schaffte.
 
Der Durchbruch kam 1972 mit dem Album "The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars" und einer anschließenden Welttournee, die Bowie weltweit bekannt machte. 1975 zog er nach New York, kehrte später aber nach Europa zurück, um in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland zu leben. Von seinen Erfahrungen in West-Berlin geprägt, schrieb er den Song "Heroes", eines seiner bekanntesten Lieder, das er in mehreren Sprachen aufgenommen hat und das von zwei Liebenden handelt, die sich an einer Mauer küssen, während über ihren Köpfen Geschosse fliegen.
 
In Berlin machte er auch Musik mit bzw. für Iggy Pop und schauspielerte in Marlene Dietrichs letztem Film "Schöner Gigolo, armer Gigolo".
 
Zusammen mit Queen nahm Bowie 1981 den Song "Under Pressure" auf, der es in Großbritannien auf die 1 schaffte und dessen Basslauf Vanilla Ice für ihren Hit "Ice Ice Baby" (1989) recycelten.
 
Bowies größter Erfolg kam 1983 mit dem Album "Let's Dance". Die gleichnamige Single brachte es auf Platz 1 in den USA und ist den jüngeren Generationen eher durch die Verwendung eines Samples in Puff Daddys & Notorious B.I.G.s "Been Around The World" (1997) und in Craig Davids "Hot Stuff (Let's Dance)" (2007) bekannt.
 
Aber auch in der Folgezeit brachte Bowie immer wieder Musik auf den Markt und ging auf Tourneen. 2015 wurde sein Musical "Lazarus" uraufgeführt.
 
An Bowies 69. Geburtstag, dem 8. Januar 2016, erschien sein 25. Album, "Blackstar".
 
Zwei Tage nach seinem 69. Geburtstag verstarb er in New York an Leberkrebs. Diese Krankheit, von der er schon seit anderthalb Jahren wusste, hatte er der Öffentlichkeit verschwiegen. Damit ist ein Künstler von uns gegangen, der als einer der einflussreichsten Musiker unserer Zeit gilt.
 
Thomas Wagner 

Sonntag, 3. Januar 2016

Nachruf auf Natalie Cole

Natalie Cole kam am 06.02.1950 als Tochter des weltberühmten Jazz-Musikers Nat King Cole in Los Angeles auf die Welt.
 
Mit ihrem Debutalbum im Jahre 1975 erreichte sie Platz 1 in den amerikanischen R&B-Charts und erhielt auch den Grammy in der Kategorie „Best New Artist“.
 
Mit ihren weiteren 22 Alben und 4 Live-Alben verkaufte sie alleine in den USA 13,5 Mio. Alben und gehört damit zu den erfolgreichsten R&B- und Jazz-Musikern Amerikas.
 
Zwei ihrer Alben erreichten Rang 1 in den R&B-Charts und 1991 schaffte das Album „Unforgettable … with Love“ Rang 1 der US-Charts und verlieb dort 110 Wochen.
 
Noch erfolgreicher war sie mit ihren Singles, wo ihr 6 Nr.-1-Hits in den R&B-Charts und 2 Nr.-1-Hits in den Dance-Charts gelangen. Als Nr. 1 in den Dance-Charts war 1988 der Song „Pink Cadillac“, der auch international ihr erfolgreichster Song war. Insgesamt erhielt sie 9 Grammy-Awards sowie 3 American Music-Awards.
 
Ihr Musikrepertoire reichte von den großen Jazz-Klassikern über die Beatles bis hin zu modernen Dance-Stücken.
 
Im Jahre 2000 veröffentlichte sie eine Autobiographie, in der sie über ihre LSD-, Heroin- und Crack-Sucht berichtete, konnte aber nach jahrelangen Versuchen ihre Drogen- und Alkoholabhängigkeit besiegen. 2008 wurde bei ihr Hepatitis C diagonstiziert, was in weiterer Folge zu Nierenversagen führte.
 
Mit einer Spenderniere ging es vorübergehend aufwärts. Cole hatte 2008 mit ihrem Album „Great American Songbook“ noch einen großen Erfolg, der ihr eine weitere Grammy-Auszeichnung einbrachte.
 
Im Dezember 2015 musste sie einige Auftritte wegen gesundheitlicher Probleme absagen und verstarb am 31.12.2015 in einem Krankenhaus in Los Angeles an Herzversagen.
 
Herbert Zach