Montag, 20. März 2023

Sampelnde Musiker streuen Martin Luther Kings amerikanischen Traum

Was hat die Musik von Michael Jackson, DJ Quicksilver, Grandmaster Flash, DJ Bobo und Sabrina Setlur gemeinsam?

Sie alle und noch viele Künstler mehr haben Songs gemacht, in denen sie eine berühmte Rede des US-amerikanischen Bürgerrechtsaktivisten Rev. Martin Luther King jr. aufgegriffen haben.


Der 1929 geborene King war seit den 50er Jahren Sprecher des Civil Rights Movement, einer US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Er kämpfte gegen die Rassentrennung und setzte hierfür, von Mahatma Gandhi inspiriert, gewaltfreie Mittel ein. Großen Erfolg hatte er mit seinem Aufruf an die schwarze Bevölkerung, einen Tag lang öffentliche Busse in Montgomery zu boykottieren. Auslöser dieses Aufrufs war ein Strafverfahren gegen die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks, die im Dezember 1955 gegen eine lokale Vorschrift verstoßen hatte, die sie verpflichtete, weißen Fahrgästen einen Sitzplatz freizumachen und die deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. An dem erfolgreichen, dann sogar fast ein Jahr dauernden Boykott öffentlicher Verkehrsmittel wurde deutlich, was King aufzeigen wollte, nämlich dass die Unternehmer auch auf schwarze Kunden angewiesen sind, um erfolgreich zu sein. Unter dem Eindruck des Boykotts erklärte der Supreme Court die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln von Montgomery für verfassungswidrig.


Am 28. August 1963 hielt King in Washington, D.C. seine weltberühmte Rede, die in vielen späteren Musikstücken gesampelt wurde. Sie handelt von Ungerechtigkeiten gegenüber schwarzen Menschen, von Segregation und Diskriminierung, von Armut.


King führte in seiner berühmten Rede in englischer Sprache aus:


[...]


Jetzt ist es an der Zeit, die Versprechen der Demokratie wahr zu machen. Jetzt ist es an der Zeit, aus dem dunklen und trostlosen Tal der Rassentrennung auf den sonnenbeschienenen Pfad der Rassengerechtigkeit zu gelangen.


[...]


Ich träume davon, dass eines Tages in den roten Hügeln Georgias die Söhne ehemaliger Sklaven und die Söhne ehemaliger Sklavenhalter sich gemeinsam an den Tisch der Brüderlichkeit setzen können.


[...]


Und dies wird der Tag sein – dies wird der Tag sein, an dem alle Kinder Gottes mit neuer Bedeutung singen können:


“Mein Land, es ist von Dir,

Dem süßen Land der Freiheit,

Von dir ich singe.

Land, wo meine Väter starben,

Land des Stolzes der Pilgerväter,

Lasst von jedem Bergeshang

Den Ruf der Freiheit erklingen!”


[...]


Und wenn dies geschieht und wenn wir zulassen, dass die Freiheit erklingt, wenn wir sie von jedem Dorf und jedem Weiler, von jedem Staat und jeder Stadt erklingen lassen, dann werden wir den Tag beschleunigen können, an dem alle Kinder Gottes, Schwarze und Weiße, Juden und Heiden, Protestanten und Katholiken in der Lage sind, sich die Hände zu reichen und mit den Worten des alten schwarzen Spirituals singen können:


“Endlich frei! Endlich frei!


Dankt Gott, dem Allmächtigen, wir sind endlich frei!”


—-



Unter dem Titel “The American Dream” wurde diese Rede sogar auf einem Tonträger bei Southeastern Recording Co. Of America als Nummer 636A-7330 veröffentlicht.


Die bewegende Rede Martin Luther Kings, die zwei alte Lieder zitiert, hat im Original-Ton ihrerseits Eingang in verschiedene Stücke der Musik gefunden. Vor allem in der elektronischen Musik sind diese Samples beliebt. Hier präsentieren wir eine Auswahl dieser Songs:


  1. Wir starten unsere Rundreise durch die Musikgeschichte 1987 mit “Refresh Yourself” von Three Wise Men, wo wir bei 4:37 das “I have a dream”-Sample aus Martin Luther Kings Rede hören, gefolgt von weiteren Samples aus der Rede. Der Track schließt mit dem Schluss der Rede und den Worten “Thank God Almighty, we’re free at last”. Aufgelegt wurden die Three Wise Men beim britischen Independent Label Rhythm King Records, doch über die Künstler war aber nichts Näheres herauszufinden.

  2. 1988 verwendete Out Of The Ordinary in seinem Elektro-Stück “The Dream” umfassende Samples aus der Rede. Out Of The Ordinary war der Künstlername des deutschen DJs Torsten Fenslau, eines der Produzenten von Culture Beat, die 1993 einen großen Hit mit “Mr. Vain” hatten. In jenem Jahr verstarb Fenslau im Alter von nur 29 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls, bei dem er am Steuer seines Wagens einen Sekundenschlaf hatte, während er nicht angeschnallt war.

  3. Ebenfalls 1988 benutzte die englische Electroformation Greater Than One für “Now Is The Time” umfassende Samples aus Kings Rede. Insbesondere ist bereits die Titelzeile “Now Is The Time” ein Sample aus der Rede. Greater Than One war ein britisches Musik-Produzententeam, das zwischen 1985 und 1995 tätig war und aus den Eheleuten Michael Wells und Lee Newman bestand. Es tätigte Veröffentlichungen unter zahlreichen Projektnamen. Am besten war es bekannt für den Track “I Wanna Be A Hippy”, den sie 1995 unter dem Namen Technohead veröffentlichten.

  4. Nicht gesampelt, sondern neu eingesprochen wurden Passagen aus Kings Rede von Grandmaster Flash and The Furious Five für den Song “The King”, der 1988 auf dem Album “On The Strength” erschien. Best bekannt ist diese Formation für ihren 1982er Track “The Message” über innerstädtische Armut.

  5. “A Better Land” ist ein Song von Heavy D & The Boyz vom 1989er Album “Big Tyme”, der gleich mit einem Sample aus der Rede beginnt. Der 2011 im Alter von 44 Jahren verstorbene Rapper Heavy D moniert in dem Lied, dass die Reichen immer reicher werden, während die Armen arm bleiben. Daran müsse sich etwas ändern. Man müsse das Land zu einem besseren Land machen.

  6. Sehr gute Ohren hat, wer schon zu Beginn des Tracks “As I Read My S-A” von Gang Starr hört, dass hier ein Sample aus der Aufnahme der Rede vorliegt, denn zunächst einmal geht es mit einem durch Scratching wiederholten “I” los. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die Stimme von Martin Luther King, sondern um die des Moderators, der ihn ankündigt (“At this time I have the honor to present to you …”). Gang Starr ist ein US-amerikanisches Hip-Hop-Duo, das von 1986 an 20 Jahre lang bestand. Der Song stammt von ihrem zweiten Album “Step In The Arena”, das 1990 produziert wurde.

  7. “Free at last” und “Let freedom ring” sind die Samples, die der britische Jungle-Produzent Rebel MC in “Set Yourself Free” vom Album “Rebel Music” von 1990 wiederholt aufgreift. Rebel MC hatte 1989 zusammen mit Double Trouble einen Hit mit dem Song “Street Tuff”.

  8. 1993 erschien “Now Is The Time For Bass” von der Techno Bass Crew, bestehend aus Ivan Kopas und Robert J. Bartko. Von AllMusic werden sie als Pioniere der Bass-Musik bezeichnet. Dieser Track, der nur den Satzteil “Now is the time” aus der Rede enthält, zählt somit wahrscheinlich nicht zu den kreativsten Tracks des Duos, denn hitverdächtig klingt die Melodie dieses Tracks nicht. Aber auch sonst sind keine Charterfolge des Duos bekannt.

  9. Man nehme ein Sample aus der King-Rede, dann ein großflächiges Sample aus “Je t'aime... moi non plus” von Jane Birkin & Serge Gainsbourg und fertig ist ein Track mit dem obszönen Titel “Fickmusik” von The Speed Freak aka Martin Damm, der 1993 erschien. Der Mann wechselt seine Künstlernamen so häufig wie manche ihre Unterhosen.

  10. “Now Is The Time” ist ebenfalls ein elektronischer Musik-Track von The Crystal Method, die sich 1994 an dem entsprechenden Sample aus der Rede bedienten. Ursprünglich war The Crystal Method ein 1993 gegründetes Electro-Musik-Duo aus Las Vegas, Nevada, USA, das aus Scott Kirkland und Ken Jordan bestand. Letzterer stieg 2017 aus dem Musikbusiness aus und ließ Scott Kirkland allein weitermachen. “Now Is The Time” fand sich auch auf dem Soundtrack des Videospiels “Gran Turismo 2” sowie auf dem erfolgreichen Debütalbum von The Crystal Method, “Vegas”, von dem es noch weitere Songs auf Film- oder Spiele-Soundtracks geschafft haben.

  11. Ebenfalls “Now Is The Time” heißt ein Track des Genres Happy Hardcore von Scott Brown Versus DJ Rab S von 1995. Außer einem verfremdeten Sample dieser Titelzeile enthält der Track keine Elemente aus der Rede. Scott Brown ist ein britischer Musikproduzent, der unter zahlreichen Aliasnamen unterwegs ist. Hinter DJ Rab S steht der schottische DJ und Produzent Robert Simpson.

  12. Michael Jackson, der King of Pop, verwendete 1995 in seinem Song “HIStory” vom gleichnamigen Album bei 3:40 und 3:54 Samples aus Kings Rede. Der Song endet mit einem Sample von der Mondlandung.

  13. DJ Quicksilver hat die Zeilen “I have a dream” bzw. “I still have a dream” für den Track “I Have A Dream” verwendet. Der Track erschien 1996 zusammen mit “Bellissima” auf einer Single. DJ Quicksilber ist der in Istanbul geborene deutsche DJ Orhan Terzi. Nach Wikipedia soll er seinen Künstlernamen von einem Erfolgsbarometer abgeleitet haben, einer Quecksilbersäule, die bei einem DJ-Wettbewerb beim Beifall für ihn in die Höhe schoss.

  14. Das “Let freedom ring”-Sample wurde auch von Sabrina Setlur in dem Song “Freisein” verwendet, der mit dem “Free at last”-Sample abschließt. Der Song erschien 1997 auf dem Album “Die neue S-Klasse”. Für die Single wurde eine Version mit Videoclip produziert, mit der das Label 3p einen Sänger der Gruppe Söhne Mannheims, Xavier Naidoo, als Solokünsler introducte. Die Single konnte sich 17 Wochen in den Charts halten.

  15. Die Rappers Against Racism machten 1998 einen Song namens “Key To Your Heart”, in dem auch das Sample “I have a dream” vorkommt. Der Song schaffte es auf Platz 79 der deutschen Charts. Teil der Formation Rappers of Racism waren unter anderem das Hip-Hop-Duo Down Low und Trooper Da Don, ein deutscher Rapper aus Lüneburg, der zusammen mit DJ Tomekk und Lil’ Kim im Jahr 2002 den Hit “Kimnotyze” landete.

  16. 2001 machte das deutsche Pop-Duo Modern Talking, bestehend aus Dieter Bohlen und Thomas Anders, einen Song namens “America”, der auf “America – The 10th Album” erschien. Er beginnt mit der Nationalhymne der USA und spielt dann als Anspielung auf den “Amerikanischen Traum” das “I have a dream”-Sample ab. Modern Talkings bekanntester Hit war 1984 “You’re My Heart, You’re My Soul”, 1987 trennten sie sich, fanden dann aber für die Zeit von 1998 bis 2003 noch einmal zusammen.

  17. “We've got a long way to go / It's beyond Martin Luther / Upgrade computer”, heißt es in den Lyrics des Songs “Long Way To Go” von Gwen Stefani, der Front-Frau der Pop-Rock-Band No Doubt, und Andre 3000, Mitglied der Gruppe OutKast. Es handelt sich bei dem Song um den Closing Track des 2004er Albums “Love.Angel.Music.Baby.”.

  18. Mit einem Sample aus Kings Rede und diversen weiteren Samples beginnt ein französisches Hip-Hop-Stück namens “Je suis” von Explicit Samouraï vom Album “La danse du sabre” von 2004. Explicit Samouraï bestehen aus Leeroy Kesiah, Specta und DJ Eddy Kent. Die beiden erstgenannten sind auch Mitglied der Saïan Supa Crew, die bereits mit der Berliner Formation Seeed zusammengearbeitet hat, nämlich bei “Thing”, der englischen Version des 2006er Hits “Ding”.

  19. “I have a dream, I still have a dream” sind die aneinander geschnittenen Worte Kings, die DJ BoBo zu Beginn seines 2005er Tracks “Give Peace A Chance” verwendet. Der Titel klingt nach einem Cover des von John Lennon geschriebenen gleichnamigen Songs, ein solches ist es aber nicht. Vielmehr rappt der Schweizer DJ, der bürgerlich René Baumann heißt, einen eigenständigen Song. Im Refrain wird gesungen, teilweise von einer Frau, die in den Credits nicht genannt wird. Zweifelsohne handelt es sich um einen der melodischsten Tracks dieser Aufzählung.

  20. Ein ebenfalls hörenswerter Track aus dem Genre Hip Hop ist “A Dream” von Common, einem Künstler aus Chicago, Illinois, der bürgerlich Lonnie Rashied Lynn Jr. heißt. Den Refrain singt will.i.am, den man als Mitglied der Gruppe Black Eyed Peas kennt. Im Videoclip werden auch Ausschnitte der Videoaufzeichnung von Kings Rede gezeigt. Der Song erschien 2006 auf dem Soundtrack zum Film “Freedom Writers”.

  21. Unity Calling war ein Projekt des britischen DJs John Edward mit seinen Freunden Jaywes and Deeko. Edward wollte sich darauf konzentrieren, Musik mit einer tieferen zweckgerichteten Bedeutung zu kreieren. Heraus kam im Jahr 2007 das Album “History”, das in seinem zweiten Track, “I Have A Dream”, Samples aus Kings Rede, darunter zu Beginn den Satz – “Free at last” – aufgreift.

  22. Florian Arndt hat “Let Freedom Reign” (lasst die Freiheit regieren) verstanden (statt “Let freedom ring” – lasst Freiheit erklingen) und seinen Track aus dem Jahr 2007 entsprechend benannt. Sein House-Track greift diverse Samples aus Kings Rede auf. Auf der Platte befindet sich auch eine gleichnamige Version zusammen mit Mike De Ville, einem deutschen Trance-Produzenten, der bürgerlich Michael Schuessleder heißt.

  23. “Now Is The Time” ist auch das Sample, das sich 2007 die beiden Österreicher von Discotronic, Stephan Deutsch und Thomas Greisl, für ihren Track aus dem Genre Hands Up ausgesucht und mit weiteren Vocals ergänzt haben: “Now is the time, here is the place, cut the midrange, drop the bass.” 2006 waren Discotronic mit ihrem Hit “Tricky Disco” bekannt geworden. Damit hatten sie einen europaweiten Club-Hit gelandet. In Deutschland hatte sich die Single in den Top 5 der Dance-Charts platziert.

  24. “Impact avec le diable” von MC Solaar greift unter anderem das Sample “I have a dream that one day …” auf. Der Song erschien 2007 auf “Chapitre 7”. Passend zu einem Song, in dem es um den Teufel geht, wurde auch eine Sample aus einer Rede von Adolf Hitler verwendet. MC Solaar wurde 1969 in Dakar im Senegal geboren und zog mit seinen Eltern bereits als Baby nach Frankreich. Bekanntheit über Frankreich hinaus erlangte MC Solaar dank seiner Zusammenarbeit mit der amerikanischen Rapperin Missy Elliott im Song “All N My Grill”, in dem er 1999 den französischen Rap-Part übernahm.

  25. Der polnische DJ Matush, bürgerlich Tomasz Matuszak, benutzte “I Have A Dream” und andere Samples aus der King-Rede. 2008 erschien dieser Track aus dem Genre Progressive House.

  26. Auch ein Song von Guns n’Roses reiht sich in die Aufzählung ein, nämlich “Madagascar” vom 2008er Album “Chinese Democracy”. Der Song wurde erstmals 2001 von der Band live gespielt und wird seither häufig auf ihren Konzerten performt.

  27. Eine Electro-House-Version ist diejenige von Y&D namens “I Have A Dream” aus dem Jahre 2009, die neben dem “I have a dream”-Sample noch weitere Sätze aus der Rede enthält. Hinter Y&D verbirgt sich das Schweizer Duo Dan Daniel & Ivan Lujic.

  28. Beim italienischen Label Sunflower Records erschien 2008 der House-Track “Let Freedom Ring” von Counterfiters. Auch dieser Track enthält diverse Samples aus Kings Rede. Wer sich hinter Counterfiters verbirgt, ist allerdings nicht überliefert.

  29. 2010 kam Tiger and Dragon mit “The Dream” um die Ecke, dessen Original Club Mix auf “Tunnel Trance Force Vol. 54” erschien. Tiger and Dragon ist ein Projekt des deutschen House- und Techno-Produzenten Dietmar Otter aka Deat Marotta. 2009 hatte Tiger & Dragon, diesmal in der Schreibweise mit kaufmännischen Und-Zeichen, eine Cover-Version des iio-Hits “Rapture” herausgebracht.

  30. Ein großer Erfolg gelang mit der Verwendung der Rede von King dem niederländischen DJ Lodewijk Fluttert, bekannt als Bakermat. “Vandaag” hieß sein Track im Jahr 2012, was auf niederländisch “heute” bedeutet. Er schaffte es in die Top 10 in Österreich, Belgien, Frankreich und den Niederlanden. 2014 erschien der Track dann nochmals unter dem Titel “One Day (Vandaag)” nach Lizenzierung bei Sony. Hierzu erschien dann auch ein Videoclip und der Song konnte in weiteren europäischen Ländern Erfolge feiern, darunter Platz 4 in Deutschland.

  31. Der kalifornische Rapper Jayceon Terrell Taylor, besser bekannt als The Game, verwendete 2013 ein Sample aus der Rede für den Beginn des Songs “Life Is But A Dream”, in dem er den R&B-Sänger Elijah Blake featurt.

  32. 2014 nahm sich der Wu-Tang Clan der Rede an. In “Never Let Go” von ihrem sechsten Studioalbum “A Better Tomorrow” wurden Samples aus der Rede aufgegriffen. In Deutschland ist Wu-Tang Clan vor allem durch den Erfolg seiner Single “Gravel Pit” im Jahr 2000 bekannt geworden.

  33. “Blancos y negros somos uno” (Weiße und Schwarze, wir sind eins) sang 2020 der Dance-Hall-Künstler Abel Xanders, der 1990 in Havana, Cuba geboren wurde. 2019 arbeitete er als Percussionist und Keyboarder auf Konzerten mit Daddy Yankee zusammen. Damit beenden wir unseren Ritt durch die King-Samples.



Es liegt somit eine ganze Auswahl von unterschiedlichen Tracks mit verschiedenen Melodien vor, die alle dieselbe Rede sampeln. Es gibt aber noch eine größere Zahl weiterer Tracks, die hier genannt werden könnten. WhoSampled verzeichnet insgesamt sogar 129. Dort werden allerdings nicht nur Samples gezählt, sondern auch neu eingesprochene oder eingesungene Sätze aus der Rede von King.



Den von Martin Luther King initiierten Protesten ist es mit zu verdanken, dass mit dem Civil Rights Act von 1964 die Rassentrennung offiziell aufgehoben wurde. Doch King hatte sich nicht nur Freunde gemacht und wurde für sein Engagement ebenso wie seine Familie auch bedroht. Der Civil Rights Act war für ihn auch nicht das Ende, denn tatsächliche, vor allem wirtschaftliche Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen erforderten auch weiterhin Engagement gegen Rassismus. Am 3. April 1968 fuhr King nach Memphis, Tennessee zum Poor People’s March, einer Protestbewegung für soziale Gerechtigkeit, wo er eine Rede hielt. Am Folgetag wurde er auf dem Balkon eines Motels erschossen. Ein Täter wurde gefasst und für das Attentat verurteilt, doch ist nach wie vor umstritten, ob es sich um einen Auftragsmord durch Teile der Regierung handelte, denen Kings Engagement ein Dorn im Auge war. Martin Luther King jr. wurde nur 39 Jahre alt.


Das Anliegen, gegen ungerechte Diskriminierungen zu kämpfen, ist nach wie vor aktuell und wird es vielleicht immer sein. Es wird wahrscheinlich immer Machthaber geben, die versuchen, bestimmte Bevölkerungsteile zu unterdrücken, und durch zahlreiche Mitläufer wird das dann möglich.


Daher ist gut und wichtig, dass Musiker die Rede von Martin Luther King aufgegriffen und dadurch an seine wichtigen Anliegen erinnert haben. Es sollte nur nicht zur kommerziellen Ausschlachtung seines Kampfes gegen den Rassismus kommen.

/TWA

Samstag, 1. Oktober 2022

Noch ein Brief an einen unbekannten User

Lieber W.I.,

ich muss Dich so nennen, weil Du uns Deinen Namen und Deine Mailadresse konsequent verschweigst und nur mit diese zwei Buchstaben als Absender an uns schreibst. Du bist sehr gewissenhaft darin, uns Schreibfehler auf unserer Seite mitzuteilen – meist unmittelbar nachdem ein neuer Eintrag erfolgt ist –, wofür wir ja auch dankbar sind. In den meisten Fällen geht es Dir um die Groß-/Kleinschreibung bei Songtiteln, die wir im Unterschied zu anderen Webseiten immer so darstellen, wie es in der jeweiligen Sprache richtig ist. Nur die englischen Songtitel haben immer einen Großbuchstaben am Wortanfang – so wie es international üblich ist.

Aber mitunter gibt es Ausnahmen von dieser grundsätzlichen Regelung, die wir Dir dann gern erklären würden – wenn wir denn eine Verbindung zu Dir hätten. So hast Du im aktuellen Fall bemängelt dass wir hier "Port au Prince" im Songtitel mit einem kleinen a geschrieben hätten und dieses in einer Liste von Neueinträgen komisch aussehen würde. Mag ja sein, aber wir haben auch die Regel, dass wir die Songtitel (und Interpreten) so übernehmen wie sie auf dem Plattenlabel abgedruckt sind. Und das ist hier auf dem Labelfoto der B-Seite deutlich zu erkennen.

Ein anderer Fall: Es ist Dir vielleicht bekannt, dass es 1948 in Dänemark eine Rechtschreibreform gab, mit der ein paar andere Buchstaben (z.B. das Å statt Aa) eingeführt wurden und auch die konsequente Kleinschreibung. Vorher hat man  – ähnlich wie im Deutschen – Substative auch groß geschrieben. Daher wirst Du bei uns dänische Songtitel in unterschiedlicher Schreibweise finden, je nachdem ob die Platte vor oder nach 1948 hergestellt wurde.

Das könnten wir Dir alles erklären, wenn wir eine E-Mail-Adresse von Dir hätten. Da wir die nicht haben, müssen wir auf diesem Wege die Informationen an Dich loswerden. Ich kann hier nur wiederholen was ich schon im Blog-Artikel an den "Punkt" geschrieben habe: Wir beißen nicht (zumindest sehr, sehr selten) und geben auch keine Adressen an hinterlistige Datensammler weiter, die Dich dann mit Spam fluten wollen. Also denk bitte einmal darüber nach, ob Du nicht Dein nächstes Ticket mit einer Mail-Adresse versehen möchtest.

/AME

Freitag, 11. Februar 2022

Sprache und Instrumental

Seit wir 2018 unsere Seite neu gestaltet haben, können wir auch die Sprache, in der die Songs interpretiert werden, eintragen. Mitunter ist das gar nicht so einfach, denn wenn eine Japanerin auf Französisch singt, muss man manchmal schon ganz genau hinhören, um es zu erkennen. Schwierig wird es bei seltenen Sprachen und die müssen nicht mal unbedingt aus fernen Ländern kommen. Wer von uns weiß schon, wie Korsisch oder Maltesisch klingt? Manchmal helfen der Songtitel und Google-Übersetzer beim Erkennen, aber wenn der Titel ein Vorname ist, hilft nur noch die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Wenn ein Song mit einer Sprache versehen ist, dann wurde er fast immer schon von einem Redakteur bearbeitet und vervollständigt, das sind inzwischen knapp über 36 % aller Songeinträge in der Datenbank. Die meisten der über 186.000 schon kontrollierten Songs werden auf Englisch gesungen – das sind über 116.000. Deutsch ist mit über 33.000 Songs vertreten, dann kommt schon Französisch mit knapp über 15.000 Songs und es geht herunter bis zu Amharisch mit 2 und Umbundu mit nur einem Songeintrag. 17 weitere Sprachen sind mit zwei und 20 Sprachen mit nur einem Eintrag bei uns in der Datenbank – aber das nur am Rande.

Songs, die ohne Sprache auskommen, also instrumental sind, machen fast 40.000 Einträge, also die zweitgrößte Kategorie nach den englischen Titeln aus. Und an der Stelle gibt es bei einigen Usern oftmals Unklarheiten, ob denn der Song wirklich instrumental ist, wo doch Stimmen zu hören sind. Ja, ist er, denn auch die menschliche Stimme ist ein Instrument, und wenn nur Silben wie „Uhuhuh“ oder „Dabdidubidei“, ohne dass ein Inhalt damit transportiert wird, zu hören sind, dann ist der Song „Instrumental“. Ein Paradebeispiel dafür ist der Scat-Gesang im Jazz oder Gospel.

So etwas wie eine Grauzone ist der Fall, wenn der Backgroundchor immer mal wieder den Songtitel trällert. Da haben wir uns darauf festgelegt, dass dieses auch noch instrumental ist, da sich der gesungene Teil auf den Titel beschränkt und der wesentliche Teil des Songs nur instrumental gespielt wird. Erst wenn ganze Textzeilen im Background erklingen, dann ist der Song nicht mehr instrumental und bekommt eine Sprache zugeordnet.

Kunstsprachen wie Esperanto (29 mal in der Datenbank) oder Volapük und Klingonisch (beide gar nicht vertreten) können natürlich auch ihr Sprach-Etikett bekommen. Eine ganz besondere Spezies sind die Pseudosprachen, von denen wir immerhin 46 Songs in der Datenbank haben. Das sind lautmalerische Interpretationen, die wie eine Sprache klingen, aber keinen Inhalt transportieren. Bekanntestes Beispiel dafür ist vielleicht „Ameno“ von Era oder „Bla Bla Bla“ von Gigi D’Agostino. Zwei wirklich lustige Beispiele aus dieser Kategorie habe ich noch zum Schluss: „Prisencólinensináinciúsol“ von Adriano Celentano und „A Nonsense Song“ von Charlie Chaplin.

Adriano Celentano wollte Anfang der 1970er Jahre unbedingt einen englischen Songtext schreiben, um mit dem Zeitgeist mitzugehen. Das Problem: Er sprach kein einziges Wort Englisch! Aber in seiner nonchalanten Arte löste er das Problem, indem er einfach einen Text erfand, der annähernd wie Englisch klang. Hier ist das Resultat.

Bei Charlie Chaplin war der Grund für den Einsatz der Pseudosprache ein ganz anderer. Während der Dreharbeiten zu „Modern Times“ gab es eine Szene, bei der Charlie in einem Restaurant tanzen und singen sollte. Dafür wurde auch ein Song mit Text geschrieben und geprobt. Als dann aber die Kamera schon lief, hatte Chaplin einen totalen Blackout und den Text komplett vergessen. Da er die Aufnahme nicht unterbrechen wollte, hat er genial improvisiert und einfach einen Text erfunden.

Im Nachhinein hat ihm selbst die Szene so gefallen, dass er es dabei belassen hat und sogar noch einen Take, in dem ihm seine Partnerin aus der Garderobe zuruft: „Sing! Never mind the words“, drehen und einfügen ließ. Da er Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person war, gab es damit kein Problem. Die Filmszene könnt ihr euch hier ansehen.

Das ist das Ende des kleinen Ausfluges in die Welt der Sprachen der Songs und nun weiter viel Spaß mit unserer Seite!

/AME