Samstag, 1. Oktober 2022

Noch ein Brief an einen unbekannten User

Lieber W.I.,

ich muss Dich so nennen, weil Du uns Deinen Namen und Deine Mailadresse konsequent verschweigst und nur mit diese zwei Buchstaben als Absender an uns schreibst. Du bist sehr gewissenhaft darin, uns Schreibfehler auf unserer Seite mitzuteilen – meist unmittelbar nachdem ein neuer Eintrag erfolgt ist –, wofür wir ja auch dankbar sind. In den meisten Fällen geht es Dir um die Groß-/Kleinschreibung bei Songtiteln, die wir im Unterschied zu anderen Webseiten immer so darstellen, wie es in der jeweiligen Sprache richtig ist. Nur die englischen Songtitel haben immer einen Großbuchstaben am Wortanfang – so wie es international üblich ist.

Aber mitunter gibt es Ausnahmen von dieser grundsätzlichen Regelung, die wir Dir dann gern erklären würden – wenn wir denn eine Verbindung zu Dir hätten. So hast Du im aktuellen Fall bemängelt dass wir hier "Port au Prince" im Songtitel mit einem kleinen a geschrieben hätten und dieses in einer Liste von Neueinträgen komisch aussehen würde. Mag ja sein, aber wir haben auch die Regel, dass wir die Songtitel (und Interpreten) so übernehmen wie sie auf dem Plattenlabel abgedruckt sind. Und das ist hier auf dem Labelfoto der B-Seite deutlich zu erkennen.

Ein anderer Fall: Es ist Dir vielleicht bekannt, dass es 1948 in Dänemark eine Rechtschreibreform gab, mit der ein paar andere Buchstaben (z.B. das Å statt Aa) eingeführt wurden und auch die konsequente Kleinschreibung. Vorher hat man  – ähnlich wie im Deutschen – Substative auch groß geschrieben. Daher wirst Du bei uns dänische Songtitel in unterschiedlicher Schreibweise finden, je nachdem ob die Platte vor oder nach 1948 hergestellt wurde.

Das könnten wir Dir alles erklären, wenn wir eine E-Mail-Adresse von Dir hätten. Da wir die nicht haben, müssen wir auf diesem Wege die Informationen an Dich loswerden. Ich kann hier nur wiederholen was ich schon im Blog-Artikel an den "Punkt" geschrieben habe: Wir beißen nicht (zumindest sehr, sehr selten) und geben auch keine Adressen an hinterlistige Datensammler weiter, die Dich dann mit Spam fluten wollen. Also denk bitte einmal darüber nach, ob Du nicht Dein nächstes Ticket mit einer Mail-Adresse versehen möchtest.

/AME

Freitag, 11. Februar 2022

Sprache und Instrumental

Seit wir 2018 unsere Seite neu gestaltet haben, können wir auch die Sprache, in der die Songs interpretiert werden, eintragen. Mitunter ist das gar nicht so einfach, denn wenn eine Japanerin auf Französisch singt, muss man manchmal schon ganz genau hinhören, um es zu erkennen. Schwierig wird es bei seltenen Sprachen und die müssen nicht mal unbedingt aus fernen Ländern kommen. Wer von uns weiß schon, wie Korsisch oder Maltesisch klingt? Manchmal helfen der Songtitel und Google-Übersetzer beim Erkennen, aber wenn der Titel ein Vorname ist, hilft nur noch die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Wenn ein Song mit einer Sprache versehen ist, dann wurde er fast immer schon von einem Redakteur bearbeitet und vervollständigt, das sind inzwischen knapp über 36 % aller Songeinträge in der Datenbank. Die meisten der über 186.000 schon kontrollierten Songs werden auf Englisch gesungen – das sind über 116.000. Deutsch ist mit über 33.000 Songs vertreten, dann kommt schon Französisch mit knapp über 15.000 Songs und es geht herunter bis zu Amharisch mit 2 und Umbundu mit nur einem Songeintrag. 17 weitere Sprachen sind mit zwei und 20 Sprachen mit nur einem Eintrag bei uns in der Datenbank – aber das nur am Rande.

Songs, die ohne Sprache auskommen, also instrumental sind, machen fast 40.000 Einträge, also die zweitgrößte Kategorie nach den englischen Titeln aus. Und an der Stelle gibt es bei einigen Usern oftmals Unklarheiten, ob denn der Song wirklich instrumental ist, wo doch Stimmen zu hören sind. Ja, ist er, denn auch die menschliche Stimme ist ein Instrument, und wenn nur Silben wie „Uhuhuh“ oder „Dabdidubidei“, ohne dass ein Inhalt damit transportiert wird, zu hören sind, dann ist der Song „Instrumental“. Ein Paradebeispiel dafür ist der Scat-Gesang im Jazz oder Gospel.

So etwas wie eine Grauzone ist der Fall, wenn der Backgroundchor immer mal wieder den Songtitel trällert. Da haben wir uns darauf festgelegt, dass dieses auch noch instrumental ist, da sich der gesungene Teil auf den Titel beschränkt und der wesentliche Teil des Songs nur instrumental gespielt wird. Erst wenn ganze Textzeilen im Background erklingen, dann ist der Song nicht mehr instrumental und bekommt eine Sprache zugeordnet.

Kunstsprachen wie Esperanto (29 mal in der Datenbank) oder Volapük und Klingonisch (beide gar nicht vertreten) können natürlich auch ihr Sprach-Etikett bekommen. Eine ganz besondere Spezies sind die Pseudosprachen, von denen wir immerhin 46 Songs in der Datenbank haben. Das sind lautmalerische Interpretationen, die wie eine Sprache klingen, aber keinen Inhalt transportieren. Bekanntestes Beispiel dafür ist vielleicht „Ameno“ von Era oder „Bla Bla Bla“ von Gigi D’Agostino. Zwei wirklich lustige Beispiele aus dieser Kategorie habe ich noch zum Schluss: „Prisencólinensináinciúsol“ von Adriano Celentano und „A Nonsense Song“ von Charlie Chaplin.

Adriano Celentano wollte Anfang der 1970er Jahre unbedingt einen englischen Songtext schreiben, um mit dem Zeitgeist mitzugehen. Das Problem: Er sprach kein einziges Wort Englisch! Aber in seiner nonchalanten Arte löste er das Problem, indem er einfach einen Text erfand, der annähernd wie Englisch klang. Hier ist das Resultat.

Bei Charlie Chaplin war der Grund für den Einsatz der Pseudosprache ein ganz anderer. Während der Dreharbeiten zu „Modern Times“ gab es eine Szene, bei der Charlie in einem Restaurant tanzen und singen sollte. Dafür wurde auch ein Song mit Text geschrieben und geprobt. Als dann aber die Kamera schon lief, hatte Chaplin einen totalen Blackout und den Text komplett vergessen. Da er die Aufnahme nicht unterbrechen wollte, hat er genial improvisiert und einfach einen Text erfunden.

Im Nachhinein hat ihm selbst die Szene so gefallen, dass er es dabei belassen hat und sogar noch einen Take, in dem ihm seine Partnerin aus der Garderobe zuruft: „Sing! Never mind the words“, drehen und einfügen ließ. Da er Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person war, gab es damit kein Problem. Die Filmszene könnt ihr euch hier ansehen.

Das ist das Ende des kleinen Ausfluges in die Welt der Sprachen der Songs und nun weiter viel Spaß mit unserer Seite!

/AME