Montag, 26. Januar 2004

RIAA-Klagegegner werben für Musikdownloads

Für den Super Bowl hat Pepsi Cola einen Werbespot gedreht, in dem mehrere Jugendliche auftreteten, die von der RIAA, der Recording Industry Association of America, verklagt worden sind, weil sie illegal urheberrechtlich geschützte Musik in sogenannten Tauschbörsen heruntergeladen hatten. Das berichtet heise.de unter Berufung auf Medienberichte aus den USA.
In dem Werbespot, in dessen Hintergrund eine von Green Day eingespielte Cover-Version des Songs "I Fought The Law" von The Crickets aus dem Jahre 1959 läuft, heißt es: "Wir werden auch weiterhin kostenlos Musik aus dem Netz herunterladen!" Pepsi wirbt damit für eine Aktion, bei der Codes auf Getränkeflaschen gegen einen kostenlosen (legalen) Musikdownload eingetauscht werden können.

Thomas Wagner

Sonntag, 4. Januar 2004

Ein Cover-Versionen-bezogener Rückblick auf das Jahr 2003

Das Jahr 2003 ist vorüber, was mich veranlaßt hat, einen Blick in die Top 50 der Single-Jahrescharts 2003, ermittelt von media control, zu werfen, um festzustellen, wie viele Cover-Versionen es im vergangenen Jahr eigentlich an die Spitze der Charts geschafft haben.

Ich fange mit den unteren Plätzen an und arbeite mich dann zur in Deutschland erfolgreichsten als Single erschienenen Cover-Version des Jahres 2003 vor.

1. "Libertine" von Kate Ryan steht auf Platz 49 der Jahrescharts. Das Original stammt von Mylène Farmer (1986).

2. Scooters "Weekend" (Platz 44) stammt ursprünglich von Earth & Fire aus dem Jahre 1979.

3. Auf Platz 33 finden wir erneut Scooter, diesmal mit dem Song "Maria (I Like It Loud)", der ursprünglich "I Like It Loud" heißt, von Marshall Masters feat. The Ultimate MC stammt und 1998 veröffentlicht wurde.

4. Einen Platz höher finden wir Nena und Kim Wilde mit "Anyplace, Anywhere, Anytime", einem Remake von Nenas "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" (1984). Das Wort Remake verwende ich hier bewußt anstelle des Begriffs Cover-Version, da die coverinfo.de-Redaktion einen solchen Song, bei dem der "Hauptinterpret" des Remakes mit dem Original-Interpreten identisch ist, nicht als Cover-Version ansieht (siehe FAQ, Frage 2.2). Es gibt aber auch eine andere Auffassung, siehe hierzu Frage 1.1 unserer FAQ.

5. Der "Burger Dance" von DJ Ötzi basiert auf einem Kinderlied unbekannten Ursprungs. DJ Ötzi erreichte damit Platz 26 der Jahrescharts.

6. Für Platz 24, "Sorry Seems To Be The Hardest Word" holte sich Blue den Original-Interpreten Elton John mit ins Boot. Der veröffentlichte seine Version solo im Jahre 1976. Da der Hauptinterpret hier Blue und nicht Elton John ist, ist der Song auch in unserer Datenbank zu finden.

7. Kate Ryans erste Mylène-Farmer-Cover-Version, "Désenchantée", schaffte es auf Platz 21. Das 1991er Original war bei weitem nicht so erfolgreich.

8. "Der Steuersong (Las Kanzlern)" vom Kanzlerimitator Elmar Brandt (unter der Interpretenbezeichnung Die Gerd Show) sprach Ende 2002 den Deutschen aus der Seele. Auf der Melodie von Las Ketchups "Aserejé", auch bekannt als "The Ketchup Song", des Sommerhits 2002, freut sich eine dem Bundeskanzler Gerhard Schröder sehr ähnliche Stimme darüber, die Wähler hereingelegt zu haben und entgegen seiner Wahlversprechen die Steuern erhöhen zu können. In den Jahrescharts von 2003 schaffte es dieses Lied auf Platz 19.

9. Mit Platz 7 sind wir auch schon bei der erfolgreichsten Cover-Version 2003 angekommen: "Aïcha" von Outlandish, die englische Version von Khaleds gleichnamigen 1996er Song, von dem es eine französische und eine französisch-arabische Version gibt.

In den Top 50 der Single-Charts des Jahres 2003 konnte ich also neun Cover-Versionen finden. Nicht berücksichtigt wurden in dieser Auflistung natürlich Songs, die andere Stücke zitieren oder sampeln.

Der Gewinner des Jahres 2003 in Sachen Musik dürfte in Deutschland "der Gitarrist von Thomas Anders" sein, auch bekannt als Dieter Bohlen. Modern Talking hat er aufgelöst, dafür aber fleißig für gecastete "Superstars" aus zahlreichen Musikstücken Ideen für Songs zusammengesucht. Auf Platz 3 der Jahrescharts findet sich Yvonne Catterfeld mit "Für dich", ein Song, an dem Dieter Bohlen mitgeschrieben hat. Daß die RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar" ("DSDS") ihrem Namen alle Ehre gemacht hat, zeigt Platz 2 der Jahrescharts – "Take Me Tonight" von DSDS-Sieger Alexander – und auch Platz 1: "We Have A Dream" von den DSDS-Finalisten. Auch bei diesen beiden Songs hatte Dieter Bohlen seine Finger im Spiel.

Und wenn man jetzt noch einmal nachdenkt ... "'We Have A Dream', 'We Have A Dream', da war doch was!" Richtig! Bereits vor mehr als 10 Jahren schrieb Dieter Bohlen diese Melodie. Man könnte auch sagen, er arrangierte sie, denn sie ähnelt sehr dem "Blue Tango" von Leroy Anderson von 1952. Den Text lieferte Joachim Horn-Bernges, und fertig war "Zusammen gehen", Tony Wegas' österreichischer Beitrag zum Grand Prix d'Eurovision de la Chanson von 1992. Ein Jahr später erschien eine Version von Al Martino mit neuem Text; "Auf Wiedersehen!" hieß das Ergebnis. 2003 kramte Bohlen diesen Song noch einmal heraus, schrieb höchstpersönlich einen englischen Text und ließ seine "Superstars" den Song als "We Have A Dream" auf den Markt werfen. Also handelt es sich hier doch um eine Cover-Version. Es gibt folglich nicht neun, sondern zehn Cover-Versionen in den Top 50 des Jahres 2003. Und die erfolgreichste davon hat es auf Platz 1 gebracht!

Dafür, daß Dieter Bohlens zweites Buch "Hinter den Kulissen" wegen der darin enthaltenen Persönlichkeitsverletzungen nicht verkauft werden durfte, hat er also scheinbar eine ausreichend große andere Einnahmequelle gefunden: sogenannte Superstars. Unübersehbar dominierten sie den deutschen Musikmarkt im Jahre 2003.

Thomas Wagner