Sonntag, 3. März 2024

„Nomen est omen“ oder woher haben Bands ihre Namen?

Wenn man den Namen einer Band liest, fragt man sich oft, wie die Musiker darauf gekommen sind. Bei „Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich“ ist es einfach, da haben die Bandmitglieder einfach ihre Namen bzw. Spitznamen genommen.

Auch für die Klaus Renft Combo ist es leicht. Klaus Jentzsch (seine Großmutter hieß Renft und er hat diesen Künstlernamen angenommen) als Bandgründer und -Leader hat das bestimmt. Die Puhdys haben es sich auch einfach gemacht, die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen genutzt und erst ein „y“ („Puhdy-Quartett“) und schließlich noch ein „s“ drangehängt. 

Bei den Beatles und den Rolling Stones ist die Namensfindung im Wesentlichen bekannt, aber wie kommt man darauf, sich „Death Cab for Cutie“ oder „10cc“ oder „Acht Eimer Hühnerherzen“ zu nennen?

Fangen wir mal mit den einfachen Sachen an. John Lennon benannte seine erste Band The Quarrymen nach der Schule, die er und andere Bandmitglieder besuchten. Da Lennon Buddy Holly sehr verehrte, wurde daraus auf Vorschlag von Stuart Sutcliffe „Beatals“, später „The Silver Beetles“ als Hommage an dessen Band „The Crickets“ – so sagen es die einschlägigen Quellen. Was allerdings „The Crickets" (Die Grillen) mit Käfern zu tun hat, erschließt sich nicht wirklich, außer das beide Insekten sind. Der Name „The Beatles“ entstand dann wohl in Deutschland, als die Band (damals noch mit Stuart Sutcliffe und Pete Best) im Hamburger Strip-Club „Indra“ auftraten. Die Geschichte, dass – nachdem Astrid Kirchherr den Bandmittgliedern die Pilzkopf-Frisur verpasst hatte (erfunden vom Fotografen Jürgen Vollmer) – Paul McCartney gesagt hätte: „Hey wir sehen ja aus wie Käfer!“ und sich daraus der Bandname ableitete, muss wohl eher ins Reich der Legende verwiesen werden.

Für die Rolling Stones wird die Geschichte kolportiert, dass Brian Jones bei einer Zeitungsredaktion anrief, um eine Anzeige für ein Konzert der Band zu platzieren. Als er gefragt wurde, wie die Band denn heißen würde, antwortete er: „Rollin’ Stone“. Angeblich hatte er diese Platte auf dem Boden vor sich liegen. Wirklich verbürgt ist die Geschichte nicht, aber Muddy Waters hat beim Bandnamen eine wichtige Rolle gespielt, egal ob mit der Textzeile „I’m a rollin’ stone“ oder mit dem Songtitel „Rollin’ Stone“. Schließlich hat eine seiner Platten Jagger und Richards auf dem Bahnhof Dartford zusammengebracht.

The Who hießen zu Beginn „The Detours“, später dann „The High Numbers“. Ihr neuer Manager Peter Meaden riet der Band, die dafür bekannt war, während des Auftritts ihre Instrumente zu zerlegen, einen anderen Namen zu wählen, der kürzer und rebellischer sein müsse. Nach Ansicht von Pete Townshend wäre „The Who“ aggressiv und energetisch genug – was auch immer ihn zu dieser Meinung gebracht hat.

Für die Namenswahl von The Animals gibt es mehrere Legenden. Zum einen hätten die Bandmitglieder in einen Pub in Newcastle upon Tyne darüber diskutiert und wären von einem Plakat über eine bevorstehende Veranstaltung „Animalism“ zu dem Namen angeregt worden. Zum anderen hätte die Band bei ihren Auftritten als „Alan Price Combo“ mehrmals von Besuchern den Satz vernommen: „Die sehen ja aus wie Tiere!“ Eric Burdon nennt aber in seiner Biographie „Animal“ Hogg, das Mitglied von „The Squatters“, einer lokalen Band, als Ursprung des Namens.

Ronnie Van Zant und seine Freunde von der High-School in Jacksonville (Florida) hatten eine Band mit Namen „The Noble Five“ gegründet. Der Sportlehrer ihrer Schule, Leonard Skinner, hatte die fünf oft wegen Verstößen gegen die Kleiderordnung (die auch die Haarlänge regelte) abgemahnt und gemaßregelt. Als die Jungs dann die Schule aufgaben, änderten sie den Bandnamen in „Leonard Skinner“. Da sie aber befürchteten, deswegen Ärger zu bekommen, tauschten sie alle Vokale gegen „y“ aus. Und so entstand Lynyrd Skynyrd. Skinner starb 2010 und er war vielleicht der einflussreichste Sportlehrer der Popkultur. Ob er das wohl als Lob gewertet hätte?

Death Cab for Cutie – wie kommt man auf so einen schrägen Namen? Ben Gibbard aus Bellingham, Washington hatte 1997 mit dem Solo-Projekt „All-Time Quarterback“ einen recht ordentlichen Erfolg und beschloss daraufhin, das Ganze zu einer Band aufzubauen. Den Namen hatte er schnell gefunden. Die „Bonzo Dog Doo-Dah Band“ (eine Gruppe von britischen Kunstschülern, die bekannt wurden mit Auftritten im Beatles-Film „Magical Mystery Tour“) hatte auf ihrem 1967er Album „Gorilla“ einen Song mit diesem Titel. Und da Gibbard fand, dass er gut zu dem mitunter etwas düsteren und rätselhaften Stil seiner Musik passte, wurde es der Name der Band. Geschadet hat es ihnen nicht, sie sind nach wie vor erfolgreich und wurden 2006 sogar mehrfach für den Grammy nominiert.

Bandnamen ändern sich auch und das mitunter nicht freiwillig. Diese Erfahrung musste auch die DDR-Band Klosterbrüder machen. Warum sie sich so genannt haben, ist nicht wirklich zu ermitteln. Da ihre Heimatstadt Magdeburg ihren Ursprung in dem 937 gegründeten Mauritiuskloster hatte, liegt es nahe, dass die Band das passend fand und so ihren Namen wählte. Die Geschichte der „Klosterbrüder“, die als die härteste Rockband der DDR galt (berühmt für ihre Live-Auftritte), liegt etwas im Dunkeln und es ist nicht wirklich klar, ob sie 1963 oder 1967 gegründet wurden. Dass sie bekannt wurden und sogar im DDR-Fernsehen auftraten, hatte aber auch Nachteile. Wegen ihrer ungezwungenen Live-Auftritte und ihrem „kirchennahen“ Bandnamen gerieten sie immer wieder in das Visier der DDR-Kulturoberen, was auch zu Spannungen innerhalb der Band führte. Ende 1975 gaben sie dann dem staatlichen Druck nach und nannten sich fortan (mit einigen personellen Neuzugängen) Magdeburg. Unter diesem Namen startete die Band 1992 ein Comeback. Seit dem 14. Januar 2000 heißen sie aber wieder „Klosterbrüder“.

Die New Yorker Band Steely Dan hat lange Zeit behauptet, dass der Name ihrer Band aus einem alten Porno-Film stammt, in dem ein stählerner Dildo eine große Rolle spielte. Der Name stammt aber aus dem Roman „Naked Lunch“ von William S. Burroughs, der 1959 veröffentlicht wurde. In dem gibt es eine Figur, die Steely Dan III heißt und einen stählernen Dildo (oder Penis?) besitzt. Walter Becker und Donald Fagen fanden das interessant und benannten ihre Band danach.

Gehen wir mal in die etwas unbekannteren Gefilde der Musik. Der Country-Sänger Bill Anderson (James William Anderson III – The Wispering Bill) hatte in den 1950er und -60er Jahren eine Begleitband die sich Po’ Boys nannte. Ein Radiomoderator (leider ist nicht bekannt, wer es war) stellte die Jungs, die eigentlich nur allgemein als die Band von Bill Anderson bezeichnet wurden, während einer Radiosendung im Jahr 1959 als „The Po’ Boys“ vor. Der Name gefiel Anderson und der Band so gut, dass sie ihn fortan behielten und später nur in „The Po’ Folks“ änderten. Ganz nebenbei – ein Po’ boy ist in Louisiana ein Sandwich gefüllt mit Fleisch und gebratenen Meeresfrüchten.

Wo wir gerade beim Buchstaben P sind – die Pet Shop Boys haben sich so genannt, weil Chris Lowe Tierhandlungen tatsächlich interessant fand und meinte, dass doch eigentlich niemand auf die Idee kommen würde, eine Popband so zu benennen. Von Neil Tennant kam dann der Vorschlag „Boys“ hinter den Pet Shop zu setzen und so eine Verbindung zu anderen Bands herzustellen, die das „Boys“ auch im Namen führten. Die Geschichte, dass sie den Namen von Freunden übernommen hätten, die in einer Tierhandlung arbeiteten und sich so nannten, ist wohl ins Reich der Legende zu verweisen.

Die Geschichte der Namensfindung für 10cc ist nicht ganz jugendfrei. Der Manager der Band hatte gelesen, dass die größte jemals gemessene Spermamenge einer Ejakulation eines Menschen 9 Kubikzentimeter gewesen sei. Und dass er einen Traum gehabt hätte, in dem er vor dem Hammersmith Odeon in London stand und dort auf einer Tafel zu lesen war: „10cc The Best Band in the World“. Graham Gouldman fand, dass das ihrer Potenz angemessen sei und so wurde es der Bandname.

Angeblich hat die Berliner Band Die höchste Eisenbahn ihren Namen von einer Schallplatte mit Hans Albers. Diesen Song entdeckten sie im Plattenladen „Bis aufs Messer“ in der Berliner Marchlewskistraße. Das würden wir ja gern glauben, wenn wir denn jemals eine Platte des großen blonden Hans mit diesem Titel im Netz gefunden hätten. Hier scheint es wie mit allen guten Geschichten zu sein – ist sie nicht wahr, so ist sie doch gut erfunden.

Fury in the Slaughterhouse hat da schon besser gesicherte Nachweise für die Herkunft ihres Namens. Der stammt aus einem Song von „Madness“. Auf deren Album „The Rise & Fall“ aus dem Jahr 1982 ist der Song „Rain“ mit der Textzeile „Fury in the slaughterhouse and the rain“. Kai und Thorsten Wingenfelder, und ihre musikalischen Mitstreiter, fanden den Namen interessant und zum Stil ihrer Band passend und dabei blieb es dann.

Die Band Counting Crows fand ihren Namen durch den britischen Kinderreim „One for Sorrow“, in dem das abergläubische Zählen von Elstern – die zur Familie der Krähenvögel gehören – von eins bis zehn, verbunden mit einer jeweils anderen Bedeutung, praktiziert wird. Adam Duritz, der Sänger der Band, war mit Marie-Luise Parker befreundet, die in dem Film „Signs of Life“ 1989 ihr Leinwanddebüt hatte. Im Film (der auch als „One for Sorrow, Two for Joy“ bekannt wurde), kommt dieser Kinderreim vor. Duritz war nicht nur von seiner Freundin, sondern auch von diesem Kindervers fasziniert und beschloss die Band nach den zu zählenden Krähenvögeln zu benennen. Der komplette Vers wurde auch in den Song „A Murder of One“ auf ihrem Debütalbum „August and Everything After“ eingebaut.

Neil Halstead und Rachel Goswell suchten einen Namen für ihre Band und lasen in einem Zeitungsartikel über die langsame Bewegung von Menschen, die sich in einem LSD-Trip befanden. Der Artikel verwendete den Begriff „slow dive“, um diese langsame, bewusste Wahrnehmung zu beschreiben. Halstead und Goswell fanden, dass dieser Ausdruck ganz genau zu ihrer Musik passt, die oft von träumerischen, langsamen und atmosphärischen Klängen geprägt ist. Und so gab es von da an die Band Slow Dive im Shoegaze-Genre.

Zum Schluss wollen wir noch die Geschichte von Acht Eimer Hühnerherzen aufklären. Das ist eine Berliner Punk-Band, die sich durch energiegeladene Live-Auftritte und eigenwillige, humorvolle Texte einen Namen in der Szene gemacht hat. Ihr Name stammt aus einem Gedicht von Erich Mühsam, einem Schriftsteller und Dichter der Weimarer Republik, der von den Nazis 1934 im KZ Oranienburg umgebracht wurde. Das Gedicht heißt „Bubenmädchenlied“ und enthält die Textzeile „Acht Eimer Hühnerherzen, wenn man sie nur fände.“ Die Band fand mit Recht, dass das der richtige Bandname für sie sei.

Damit wollen wir es erst einmal bewenden lassen, vielleicht setzen wir den Artikel später auch noch mal fort. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen im Netz geforscht, wie die Bandnamen entstanden sind, aber da ja im Netz viel geschrieben wird wenn der Tag lang ist, ist es durchaus möglich, dass wir der einen oder anderen Legende aufgesessen sind. Ihr könnt uns ja vielleicht Eure Geschichten zu kuriosen oder ungewöhnlichen Bandnamen und deren Entstehungsgeschichte zuschicken und wir basteln einen neuen Blog-Artikel daraus.

/AME