Dienstag, 23. Mai 2006

Eurovision Song Contest 2006

Am Samstagabend um 21:00 Uhr begann er: der Eurovision Song Contest 2006 in Athen. Bereits am Donnerstag fand das Halbfinale statt, bei dem sich die ersten 10 Platzierten qualifizierten. Finnland gewann kurz vor Bosnien-Herzegowina, Russland und Schweden. Der Beitrag von der wohl bekanntesten polnischen Band Ich Troje landete auf Platz 11 und schied somit aus. Einen Punkt dahinter kam Kate Ryan, die mit Cover-Versionen von Mylène Farmer bekannt wurde und mit dem Titel "Je t'adore" für Belgien antrat. Die 24 Kandidaten für die Endrunde waren komplett. Eine Änderung im Vergleich zu den Vorjahren trat in Kraft. So wurden bei der Punktevergabe nur die höchsten drei Platzierungen verlesen.
 
Der Abend begann mit der Ralph-Siegel-Formation six4one, die für die Schweiz antrat. Wieder einmal bewies Siegel, dass er vor vielen Jahren hätte aufhören sollen. Letztendlich reichte es mit 30 Punkten für Platz 17.
 
An sechster Stelle schickte Spanien einen großen Namen in den Ring. Las Ketchup traten mit ihrem Song "Bloody Mary" auf. Allerdings brachte es ihnen herzlich wenig. Zu Recht kamen sie mit 18 Punkten auf Platz 21.
 
Nun war es soweit. Mit der Starnummer 8 erschienen Texas Lightning. Der deutsche Beitrag, der im Vorfeld oft als Geheimfavorit tituliert wurde, lieferte eine gute Show und war bis zu diesem Zeitpunkt das Beste, was die Bühne betreten hat. Trotz der Tatsache, dass sie seit einiger Zeit in Deutschland die Singlecharts anführen, hat es leider mit 36 Punkten nur für 15 Platz gereicht. Ein Grund dafür ist vielleicht, dass uns unsere Nachbarn ziemlich im Stich gelassen haben und Österreich nicht dabei war. So gab es als Höchstpunktzahl 7 aus der Schweiz. Allgemein lässt sich Kritik am Punktevergabesystem äußern. So steht es nicht in Relation, dass Monaco mit seinen 32.000 Einwohnern das gleiche Stimmrecht wie Deutschland mit 82.000.000 Menschen hat. Als Anmerkung sei hierbei erwähnt, dass die 12 Punkte aus Deutschland natürlich in die Türkei gingen. Ein Gutes hatte der Abend trotzdem. Obwohl wir so schlecht abschnitten, landeten Spanien, Frankreich und Großbritannien noch hinter uns. Auch die beiden Grand-Prix-Nationen Malta und Israel enttäuschten stark und belegten den letzten und vorletzten Platz.
 
Als Startnummer 10 begrüßte uns Dima Bilan aus Russland. Letztendlich sollte er im Vergleich zum Vorentscheid noch einen Platz gut machen. Wie man am Beispiel von t.A.t.U gesehen hat, sind die Russen durchaus in der Lage, gute Popmusik zu machen. Auch "Never Let You Got" ist ein guter Song. Allerdings kann man den mit 248 erreichten Punkten zweiten Platz etwas skeptisch sehen. Aus vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion kam die Höchstpunktzahl, so dass Russland wohl auch ohne anzutreten in die Top 10 gekommen wäre.
 
Auf Startnummer 13 folgte Hari Mata Hari für Bosnien-Herzegowina. Mit der Ballade "Lejla", die einen ein Gefühl von melancholischen Sonnenuntergängen am Mittelmeer verleiht, konnte er sich letztendlich 229 Punkte ersingen, was für den dritten Platz reichte.
 
Danach folgte ein kleines Highlight. LT United traten mit ihren Song "We Are The Winners" für Litauen an. In dem Lied geht es darum, dass sie den Song Contest gewinnen. Das Publikum buhte sie aus. Trotzdem kamen sie mit 162 Punkten auf Platz 6.
 
Starnummer 17 sollte nun die klaren Sieger präsentieren, Lordi. Finnland ist ja nicht gerade dafür bekannt beim Song Contest gut abzuschneiden. Allerdings stammen viele namhafte Bands wie HIM, Apocalyptica, The Rasmus und Nightwish aus Finnland. Allesamt machen sie Gothic-/Hardrock und somit war es nicht verwunderlich, dass das finnische Auditorium gerade Lordi nach Athen schickte. Im Gegensatz zu den oben genannten Bands fallen Lordi aber durch ihre Aufmachung auf. Eine Textzeile in ihrem Gewinnersong "Hard Rock Hallelujah" lieferte eine gute Selbstbeschreibung: "Wings on my back / I got horns on my head / My fangs are sharp / And my eyes are red." (Ich habe Flügel auf meinem Rücken. Ich habe Hörner auf meinem Kopf. Meine Klauen sind scharf und meine Augen sind rot.) Tatsächlich fuhren beim Auftritt zwei große Flügel aus. Auch die anderen Bandmitglieder stehen dem in nichts nach. Im Großen und Ganzen sehen sie aus, als wären sie der dunklen Seite von "Herr der Ringe" entsprungen. Nichtsdestotrotz performten sie ein Lied, was durchaus Hitpotential hat. Wie sich das in den Charts bemerkbar machen wird, bleibt abzuwarten. Zumindest waren die letzten beiden Alben in den deutschen Charts vertreten und die Single "Hard Rock Hallelujah" belegte für mehrere Wochen die 1 in Finnland.
 
Im Nachhinein gab es viel Kritik. Der Chef von Radio Hamburg bezeichnete den Gewinnertitel als "Scheiße" und allgemein wurde beanstandet, dass der Wettbewerb an Würde verloren habe und einfach nicht mehr so sei wie früher. Teilweise mag das zutreffen. Allerdings wird es dem Song Contest gut tun. Schließlich hat sich gezeigt, dass es nicht immer Pop à la ABBA sein muss, um zu gewinnen. Die musikalische Vielfalt wird weiter steigen und um die Einschaltquoten im nächsten Jahr brauchen sich die Finnen keine Sorge machen. Da bleibt eigentlich nur noch zu sagen: auf nach Hel(l)sinki.
 
Falko "Frab" Rickmeyer

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